allmählich Verbindung mit einem bunten Kreis von Menschen auf­genommen, die aus allen Teilen Deutschlands und allen Schichten kamen. Die ersten systematischen Aussprachen fanden im Somer 1940 statt. Aus Sicherheitsgründen arbeitete man meistens in kleinen Gruppen, von denen sich jede auf eine bestimmte Aufgabe konzentrierte und mit der Hauptgruppe durch einen einzigen Referenten Verbindung hielt. Die Mitglieder der einzelnen Gruppen kannten in der Regel nur ihre unmittelbaren Mitarbeiter; es war für Moltke bezeichnend, dass sein Name einer der wenigen war, die in der Organisation allgemein bekannt

waren.

Die Diskussionen in den Gruppen wurden hauptsächlich in Berlin und München geführt, wobei gelegentlich Besprechungen an anderen Orten( z.B. in Fulda ) stattfanden. Aber in einem bestimmten Stadium ergab sich die Notwendigkeit, die einzelnen Stücke des Plans zusammen­zufügen, und zu diesem Zweck lud Moltke bei drei Gelegenheiten ( Pfingsten 1942, Oktober 1942 und Pfingsten 1943) alle führenden Persönlichkeiten ein, ihn über das Wochenende in Kreisau zu besuchen. Bei diesen Zusammenkünften wurden Pläne nicht für den Sturz der Naziregierung, sondern für die Aktion ausgearbeitet, die unternommen werden müsste, wenn das Unvermeidliche eintreten sollte. Man einigte sich dabei auch über die allgemeinen Grundsätze, auf denen ein neues Deutschland beruhen müsse. Die Dokumente, in denen diese Pläne niedergelegt wurden, sind erhalten. Im einzelnen stand im Mittelpunkt der Pläne die Ernennung besonderer Kommissare( Landesverweser) für jedes Gebiet, die durch eine Vereinbarung zwischen allen an der Planung Beteiligten bestimmt werden, aber für eine Übergangszeit gewisse Vollmachten haben sollten. Diese Vorschläge sind ausgesprochen praktischer Natur und im deutschen Verfassungsrecht fest verankert. Ein anderes interessantes Dokument sieht die Aburteilung und Bestrafung der Kriegsverbrecher durch den Internationalen Gerichtshof im Haag vor, ein Schritt auf dem Wege zur allgemeinen Anerkennung der Souveränität des Rechts in den internationalen Beziehungen.

Verhaftung und Prozess

Gleichzeitig mit dieser allgemeinen Tätigkeit nahm die Opposition Moltkes und vieler anderer Mitglieder seines Kreises praktischere und direktere Formen an. Die allgemeine Linie seiner Arbeit ist in einem Brief an einen Freund in England aus dem Jahre 1942 niedergelegt, der nachstehend abgedruckt ist. Drei bereits bekannte, spezifische Beispiele seien gleichfalls angeführt. Bei einer Gelegenheit kam er dahinter, dass drastische Massnahmen gegen die dänischen Juden vorbereitet wurden; eine von ihm nach Kopenhagen gegebene Warnung ermög­lichte es vielen von den in Aussicht genommenen Opfern, aus dem Land rechtzeitig zu entkommen. Durch eine ähnliche Warnung rettete er einmal dem norwegischen Bischof Berggrav das Leben. Und kurz nach der Invasion Nordafrikas durch die Alliierten erfuhr er,

5

49

67