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dass die Nazibehörden sich mit der Absicht trugen, alle auf Seite der Alliierten kämpfenden Franzosen als Landesverräter zu behandeln, was die Erschiessung all derer bedeutet hätte, die in Gefangenschaft gerieten. Er sorgte dafür, dass diese Nachricht die Alliierten erreichte und dass die deutschen Behörden erfuhren, dass dieser Plan den Alliierten bekannt war. Dann legte er eine Denkschrift vor, in der er auf die schweren Nachteile hinwies, die sich für Deutschland ergäben, falls die Alliierten Vergeltung üben sollten, mit dem Ergebnis, dass der Plan fallen gelassen wurde.
Es war humanitäres Wirken dieser Art, das ihn zuerst in ernste Ungelegenheiten brachte. Im Januar 1944 warnte er einen Mann, den die Gestapo suchte. Der Mann wurde gefasst und machte unter Druck Aussagen, die zu Moltkes Verhaftung führten. Die Sache wurde jedoch nicht als sehr ernst angesehen; er wurde nicht misshandelt, durfte seine eigenen Kleider tragen, und es gelang ihm, alle Spuren seiner weiter reichenden Pläne zu verbergen. Anfangs Juli sprachen die Polizeibehörden, als wäre seine Freilassung jeden Augenblick zu erwarten; unglücklicherweise war das am 20. Juli noch nicht der Fall.
Wie bereits erwähnt, hatte sich die Kreisauer Gruppe unter Moltkes Einfluss von Widerstandsbewegungen in der Armee ferngehalten; sie zog aus den bereits dargelegten Gründen vor zu warten, bis der unerbittliche Gang der Ereignisse zum Sturz der Nazis führen würde. Selbst innerhalb der Gruppe kam es dieserhalb zu häufigen Auseinandersetzungen. Von 1942 an war diese starre Haltung soweit gelockert, dass die Verbindung mit der Offiziersgruppe um von Stauffenberg , einen Vetter Peter Yorcks, hergestellt werden konnte; der wichtigste Mittelsmann war der junge Graf Schulenburg. Kurz nach Moltkes Verhaftung vertraten die Offiziere noch nachdrücklicher die Auffassung, dass ganz Deutschlands Zukunftsaussichten in Gefahr seien, wenn Hitler weiter an der Macht bleibe, und dass deshalb so bald als möglich alles getan werden müsse, um ihn zu beseitigen. Die übrigen Mitglieder der Kreisauer Gruppe liessen sich in den folgenden Monaten zu dieser Auffassung bekehren, mit dem Ergebnis, dass die meisten von ihnen in verhängnisvoller Weise in die Verschwörung verwickelt wurden. Tatsächlich war die im Juli erfolgte Verhaftung zweier ihrer Mitglieder, Leber und Reichwein, einer der Faktoren, welche den endgültigen Entschluss, das Attentat auszuführen, beschleunigten. In der Hoffnung, noch weitere Kreise für ihr Unternehmen zu gewinnen, waren sie mit gewissen kommunistischen Führern zu Besprechungen zusammengekommen; es gelang einem Spitzel, der Begegnung beizuwohnen, und die Teilnehmer wurden der Gestapo gemeldet.
Nach dem Misslingen des Anschlags erklärte Moltke, er hätte sich, wenn er frei gewesen wäre, der Beteiligung daran auch weiterhin widersetzt; er glaubte sogar, er hätte das Attentat überhaupt verhindern können. Auch hier bedarf seine Haltung einer Erklärung. Anstifter der Verschwörung rechtfertigten ihr Vorgehen damit, dass,
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