daran nur meine ganze jugendliche Entwicklung schuld, es liegt wirk­lich Furchtbares hinter mir, das Seiten von Blättern füllen könnte. In der äußersten Not hilft Gott jedem, der ihn ruft, und sichtlich fühlt man seine schützende Nähe. Der Glaube und das Vertrauen zu Gott, die Zuversicht macht mich wieder stark, und sollte mir Gott noch ein­mal die Möglichkeit geben, hier auf Erden weiterzuleben, so weiß ich, daß ich ihn nie mehr vergessen kann, weil ich ihn auf hartem, mühe­vollem Weg gewonnen habe: ,, Gehet ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden( Matth . 7, 13-15)."

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Er hat nicht weiter leben dürfen, selbst das Eintreten seines Gau­leiters Dr. Scheel half nichts. Der Hitlerstaat konnte solche Leute nicht verkraften. Ebenso wenig wie

die Häupter der Münchener Studentenverschwörung.

Wie sie starben

Zur Vorgeschichte sei kurz in Erinnerung gebracht: Nach der Kata­strophe von Stalingrad war es vor allem ein Kreis von Münchener Stu­denten, der sich um den im neunten Semester stehenden Medizinstuden­ten Hans Scholl aus Ulm und um seine dem Studium der Biologie oblie­gende 21 jährige Schwester Sophie scharte, der diese blutige Niederlage als ein Fanal erkannte und in weitesten Kreisen für die sofortige Einstel­lung des aussichtslosen weiteren Blutvergießens werben wollte. Zu die­sem Kreis zählten auch der Medizinstudent Christoph Probst aus Mün­ chen und andere Studenten sowie Gymnasiasten. Als väterlicher Berater fungierte der Münchener Philosophieprofessor Dr. Kurt Huber, dessen Haupt am 13. Juli 1943 fiel. Sie verfaßten gemeinsam Flugblätter, die die aussichtslose militärische Lage darlegten und für sofortigen Kriegs­schluß plädierten. Dieses Flugblatt wurde von jenem Studenten- und Gymnasiastenkreis vervielfältigt und durch die Post und Boten versandt. Als Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 eine große Anzahl dieser Blätter vom Treppenhaus des Universitätsgebäudes in den Licht­hof hinabwarfen, wurden sie verhaftet und dem Volksgerichtshof über­geben. Bereits am Montag den 22. Februar wurden sie samt dem in­zwischen verhafteten Christoph Probst im Münchener Justizpalast ver­

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