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Wie ich nämlich später zum Wehrdienst herangezogen wurde, kam ich gerade zu einer Kompanie, der sehr viele Geistliche zugeteilt waren. Schon in den ersten Tagen schloß ich mich diesen an, und wir behandelten die für mich notwendigen Fragen. Durch vieles Vertiefen in das Neue Testament, durch die klare, richtige Vorstellung der Sendung Jesu fühlte ich mich allmählich von der unsichtbaren Macht angezogen. Es wurde mir reiflich bewußt, daß das irdische Dasein Christi nur auf überirdische Kräfte zurückgeführt werden kann. Was brachte mich plötzlich zu dieser Anschauung? Die Liebe, die Jesus lehrte, die man aus jedem seiner Worte spüren muß, kann niemals von irdischem Wesen herrühren oder besser gesagt, menschliches Geistesprodukt sein! Und darin liegt auch das große und ganze Geheimnis der Schrift. Sie ist nicht nur ein Buch der Wahrheit, sondern ein Werk ewiger Liebe! So habe ich denn Gott wieder gefunden, der durch seinen Sohn bewiesen hat, daß er die traurige Menschheit immer noch liebt, sonst hätte er uns nicht seinen geliebten Sohn gegeben, um uns durch dessen Opfertod der Verdammnis zu entführen. Mit der Liebe, mit der Christus gekommen ist und sein Liebeswerk vollendete, wird er einst in seiner Herrlichkeit kommen und die zu sich nehmen, die in Liebe und in seinen Geboten gewandelt sind. Er ist der Gott der Liebe, Gott ist der Ewige, die Liebe und der Barmherzige! Ich war mir nun im klaren über Gott sowie über die Sendung Christi. Nur die Stärke des Glaubens fehlte mir noch insofern, daß mir das Verständnis für die Unsterblichkeit und der Neugeburt nicht recht in den Sinn kam. Es wollte mir einfach nicht eingehen, daß ein toter Mensch, der vollständig in ein Nichts zerfällt, der sich bis auf seine Knochen auflöst, eines Tages in verklärtem Zustand auferstehen soll. Das konnte ich nicht fassen und gab mir neuerliche Bedenken. Doch nicht mehr die Existenzfrage Gottes oder die Sendung Christi, nein nur dieses Problem der Auferstehung blieb mir unverständlich. Als aber für mich eine Zeit hereinbrach, die für einen jungen Menschen furchtbar sein muß, wenn er nicht die Möglichkeit hat, sich an ein Wesen zu klammern, das ihn aufrecht hält und vor physischem Zusammenbruch bewahrt, da habe ich endlich erkannt, daß für die Unsterblichkeit der Seele und der einstigen Wiedergeburt Christi Tod und Auferstehung der einzige größte Beweis sein muß. Hätte denn sonst der Tod Christi oder dessen Geburt überhaupt einen Zweck gehabt? Nein wahrlich nicht! Es war kein leichter Weg, daß ich zu meinem Gott wieder gefunden habe. Vielleicht ist
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