lieben Herrgott und so werdet Ihr den Schmerz meines Schicksals überwinden und göttlichen Trost finden. Vergeßt mich nicht und denkt stets in Liebe an Eueren guten Papa. Soeben wurde mein Wiederauf-
Hat Er es denn beschlossen, so will ich unverdrossen
an mein Verhängnis geh’n; kein Unfall unter allen
Ihm hab ich mich ergeben, zu sterben und zu leben, sobald Er mir’s gebeut;
es sei heut oder morgen, dafür laß ich Ihn sorgen,
Er weiß allein die rechte Zeit.
Euer
Und nun stehen sie alle deutlich vor mir, die vielen, allzuvielen politischen Märtyrer aus den verschiedensten Ländern, die in Stadel- heim ihre Seele aushauchten: bejahrte ernste Männer mit gebleichtem Haar und strahlende Jünglinge, die in jugendlicher Begeisterung der Freiheit eine Gasse brechen wollten und sich noch vor dem letzten Gang umarmten und küßten, so wie es auf dem berühmten Bild vom Ab- schied der Schill’schen Offiziere vor ihrer Erschießung dargestellt ist. Gelehrte, denen wie Sokrates einst, vorgeworfen wurde, daß sie die Jugend verderbt hätten, und einfache Handwerker, die dem Lug und Trug nicht mehr glaubten und unvorsichtigerweise ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hatten. Dann wieder ein schwärmerischer„Ernster Bibelforscher‘. Auch viele Ausländer, vor allem Polen , Franzosen , Hol- länder und Tschechen, unter letzteren hervorragende Vertreter der In- telligenz— sie hatten nichts anderes getan, als was man von jedem Deutschen als selbstverständlich erwartet hatte, daß sie ihr Land liebten und von fremder Vergewaltigung verschonen wollten. Das war ihr„Lan- des- und Hochverrat“, für den sie wie gemeine Verbrecher büßen mußten. Ein tschechischer Lehrer schrieb mir noch in den letzten Stun-
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