lebe Deutschland !" An seine Frau und Tochter schrieb er in der Nacht vor seiner Hinrichtung:
,, Meine liebste Frau und Tochter! Heute Abend wurde mir die traurige Mitteilung gemacht, daß ich morgen früh um 6 Uhr mein Leben lassen muß. Wie Ihr wißt, habe ich die Sache nicht getan, die mir zur Last gelegt wird. Ich kann daher mit gutem Gewissen vor meinen ewigen Richter hintreten. Vor meinen irdischen Richtern habe ich soeben noch ein Wiederaufnahmeverfahren beantragt. Ob man noch die wirklich Schuldigen herausbekommt, weiß ich nicht. Jedenfalls sterbe ich dann als ein aufrechter deutscher Mann und alter Soldat, der so oft schon dem Tode ins Auge geschaut hat. Wie der Seemann Gorch Fock, den ich persönlich kannte und von dem ich erst in meiner Zelle wieder las, so befehle ich meine Seele unserem ewigen Heiland. Mein letzter Wunsch ist nur der, daß Ihr, meine Lieben, ebenso unserem lieben Herrgott treu bleibt bis zum Tode, dann könnt auch Ihr wie ich so ruhig sterben.
Ich empfange morgen früh noch das Heilige Abendmahl von Pfarrer..., der mich auch bis zuletzt begleiten wird und der mir die letzten Wochen so viel Trost gespendet hat. Mein letztes Gebet heißt: ,, Wer weiß, wie nahe mir mein Ende... Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut, mach's nur mit meinem Ende gut." Auch werde ich zuletzt noch einmal erklären, daß ich die Schmähschrift nicht verfaßt habe.
Nun, meine liebste Frau und liebste Tochter, schicke ich Euch die letzten Grüße und Küsse als Euer lieber Vater, der doch nur für Euch gesorgt und das Beste getan hat. Alles, was ich hinterlasse, vermache ich Euch, meine Lieben. Die sonstigen Sachen, wie meine Anzüge und anderes, was Ihr nicht gebrauchen könnt, gebt meinen Brüdern und Schwestern. Nun noch einen Wunsch: Grüßt mir alle meine lieben Bekannten, Freunde und Kameraden und sagt ihnen allen, daß sie nicht schlecht von mir denken, und wer mich kennt, der weiß ja, wie ich war und wie ich bin. Ich habe eben durch schlechte Menschen großes Unglück gehabt. Meine Behandlung hier im Gefängnis war von Anfang an stets hochanständig und lobenswert und hat mir mein Schicksal erleichtert.
Ich muß nun mit dem Schreiben aufhören, weil ich noch an meinen lieben Bruder... schreibe, der auch allen meinen Geschwistern die Mitteilung gibt und sie grüßen soll.
Nun, meine Lieben, grüße ich Euch zum letzten Mal und wünsche Euch für alle Zukunft das Allerbeste. Vertraut weiterhin auf unseren
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