sich auf einen Freund; bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft. Denn der Sohn verachtet den Vater, die Tochter setzt sich wider die Mutter, die Schwiegertochter ist wider die Schwiegermutter und des Menschen Feinde sind sein eigen Hausgesinde..."*
Selbst ganz ,, kriegswichtige" und unentbehrliche Persönlichkeiten wurden liquidiert, nur weil sie politisch verdächtig waren. So kam noch im vorletzten Kriegsjahr ein hochbegabter Flugzeugfachmann als Todeskandidat nach Stadelheim . Er hatte eine durchschlagende fliegertechnische Erfindung gemacht und arbeitete gerade an weiteren aussichtsreichen Verbesserungen. Aber er wurde von einem Spitzel seiner Fabrik denunziert, weil er sich einem Kollegen gegenüber skeptisch über das siegreiche Kriegsende geäußert hatte. All' seine unentbehrlichen Leistungen, auch die dringendsten Eingaben seines kriegswichtigen Betriebes, halfen nichts, er mußte seinen Kopf, der doch ein ,, Köpfchen" war, in Stadelheim lassen.
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Ebenso ging es einem verdienten Beamten, nur daß die Art, wie man ihn zu Fall brachte, geradezu dämonisch war. Man mißtraute ihm zwar wegen seiner früheren politischen Einstellung, aber man vermochte ihn nicht zu überführen. Da bediente man sich einiger Provokateure, die sich in einem Kaffeehaus an seinen Tisch setzten und über das herrschende ,, System" bitter und herausfordernd äußerten. Im Laufe des Gespräches übergaben sie ihm unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit eine von ihnen verfaßte Denkschrift an das Propagandaministerium mit zahlreichen Zitaten von ausländischen Sendern. Er solle sie daheim durchlesen, am nächsten Tage wollten sie diese in seiner Wohnung wieder abholen. Statt ihrer erschienen jedoch Gestapo - Leute, veranstalteten eine Haussuchung und fanden das corpus delicti, auf Grund dessen sie ihn sofort verhafteten. Alle Beteuerungen, daß nicht er, sondern zwei andere, ihm fremde Männer die Verfasser der Schmähschrift seien, halfen nichts. Die beiden hatten natürlich falsche Namen und Adressen angegeben und waren nicht mehr aufzufinden. So mußte er, dessen politische Vergangenheit ja überdies verdächtig war, sein Leben lassen, wie sehr er sich auch wehrte. Noch seine allerletzten Worte an der Richtstätte lauteten: ,, Ich war es nicht! Ich habe es nicht getan. Es
* Damals war mir und anderen die Fortsetzung dieses Bibelwortes ein mächtiger Trost: ,, Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich darniederliege: ich werde wieder aufkommen; und so ich im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht... bis Er meine Sache ausführe und mir Recht schaffe; Er wird mich ans Licht führen, daß ich meine Lust an seiner Gnade sehe..."
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