zum Schafott, so erhebend war doch das Bewußtsein, einem Menschen das Sterben erleichtert und den Weg in die Ewigkeit gebahnt zu haben.

Ob ein gläubiger Mensch leichter stirbt als ein ungläubiger? Auch über dieses Problem konnte man an mancherlei Beispielen seine Beob­achtungen machen. Ganz sicher nimmt ein Christ, der sich seiner Ver­antwortung gegenüber den Mitmenschen und vor allem vor Gott bewußt ist, das Sterben nicht leicht. Denn der Tod führt ihn ja vor den ewigen Richter, dessen Flammenauge auch in die verborgensten Herzenswinkel hineinsieht und hineinleuchtet, vor dem es kein Leugnen und Verdecken gibt, während für den Glaubenslosen, wenn er sein mahnendes Gewis­sen vergewaltigt hat, mit dem Tode alles aus und vorbei ist. Hat das irdische Leben keinen Reiz und keine Genüsse mehr für ihn, dann wirft er es leichtfertig hin und läßt es auch wenn er es nicht mehr hindern kann leichten Herzens durch andere beenden. ,, Genieß das Leben traut und schön" und hole ohne Skrupeln und Gewissensbisse aus ihm alle begehrenswerten Genüsse heraus ,,, kein Jenseits gibt's, kein Wie­dersehn!" Den Beweis für solch ein leichtfertiges Sterben gebe das nachfolgende Erlebnis.

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Gauleiter und Gangster

Julius Streicher als Gast bei einer Hinrichtung

Im Gebiet des ,, Frankenführers" war ein in damaligen Friedens­zeiten nicht alltägliches Gangsterstückchen passiert. Ein arbeitsscheuer Kerl hatte mit seiner Geliebten eine Autodroschke für eine Überlandfahrt gemietet. Als sie durch eine einsame Waldgegend fuhren, suchte der Gangster den ahnungslosen Taxichauffeur von rückwärts zu erschießen, um ihn dann mit Hilfe der Dirne seiner stattlichen Barschaft zu berau­ben. Der Anschlag mißlang. Der Chauffeur wurde nur leicht getroffen und konnte den Räuber überwältigen. Nun wurde kurzer Prozeß ge­macht. Die Sache lag klar. Im Schnellverfahren wurde der Verbrecher früh um 9 Uhr vor Gericht geführt, mittags erhielt er das Todesurteil, abends wurde er mit dem Schnellzug nach München geschafft und sollte noch am selben Tag hingerichtet werden. Auch der Gauleiter kam mit demselben Zug. Er wollte sich die Sensation einer so schleunigst insze­nierten Exekution nicht entgehen lassen. Die unvermeidliche Reit­peitsche in der Hand stolzierte er mit seinem Gefolge an.

Als der Delinquent in Stadelheim eintraf, war nur noch eine Stunde bis Mitternacht, also eine nur allzu kurze Frist für seine seel­

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