sorgerliche Betreuung. Er hatte dazu seit dem frühen Morgen nichts mehr genossen und nun gierig und sturmhungrig seine ,, Henkers­mahlzeit". Den geistlichen Zuspruch, für den überhaupt nur wenige Minuten noch Zeit gewesen wäre, lehnte er rundweg ab. Nicht einmal seiner Mutter wollte er mehr schreiben. Selbst der ,, Frankenführer", der ihm hierzu auch zuredete, konnte dies nicht erreichen. Vielmehr stieß der Gangster noch greuliche Flüche über seine Mutter aus, die er bezichtete, an seinem verpfuschten Leben und an diesem Ende die Schuld zu tragen. Er wolle überhaupt nur essen und tüchtig trinken, denn ,, lustig gelebt und lustig gestorben" sei seine Losung von jeher. Mit der vom Gauleiter noch extra gestifteten Flasche Starkbier prostete er Streicher zu. Und dann ging's eine Minute vor Mitternacht Richtstätte. Ob er auf die lauten Gebete des begleitenden Geistlichen doch zuletzt noch gelauscht hat? Im Beisein des Gauleiters, der sich vorher die Mechanik der Guillotine genau hatte zeigen und erklären las­sen, fiel das Haupt unter dem Fallbeil. Schon damals es war vor dem Kriege kam mir der Gedanke, wie und wo wohl der sensations­lüsterne ,, Frankenführer" einmal enden würde?

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zur

Alle Teilnehmer der Exekution waren über die Frivolität des Hin­gerichteten tief erschüttert. Als ich nachsinnend den langen Gefängnis­korridor langsam zurückschritt, holte mich Streichers Adjutant ein. Er kannte mich. Er war früher Theologe gewesen, hatte aber mit der Kirche gebrochen und war aus ihr ausgetreten, vor allem wegen ihres Festhalten am ,, jüdischen" Alten Testament . Nun hatte ihn doch der ganze Vorgang tief beeindruckt. Er gestand mir, daß ihm dabei ein Bibelwort wieder in der Erinnerung aufgetaucht sei, das von dem Hen­kertod ungehorsamer Kinder rede- aber er könne es nicht mehr zu­sammenbringen. Ich erwiderte ihm: ,, Es lautet: Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet, der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bache aushacken und die jungen Adler fressen." Und dieses Wort steht in dem von Ihnen so verachteten Alten Testament!"

Ein anderes Ende:

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,, Ich wurde am... zu.. geboren. Meine erste Jugendzeit ver­lebte ich im Elternhaus. Vom 6. bis 14. Lebensjahr besuchte ich die Volkshauptschule zu... Anschließend daran trat ich in einer Firma als Schlosserlehrling ein und lernte am... aus. Auf Grund der damals herrschenden Arbeitslosigkeit wurde ich dann erwerbslos, was mich

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