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7. Kapitel

Todeskandidaten

Die Todeskandidaten kamen zumeist umgehend nach ihrer Ver- urteilung durch den Volksgerichtshof bzw. die zuständigen Schwur- gerichte per Schub nach Stadelheim , um dortvollstreckt zu werden. Sie blieben dort durchschnittlich 6 bis 8 Wochen, manche freilich viel länger, nur wenige kürzere Zeit, bis der betreffende Staatsanwalt die Ablehnung ihres Gnadengesuches in Händen und den Termin der Hin- richtung festgesetzt hatte. Anfangs fuhr dann außer dem anklagenden Staatsanwalt der ganze verurteilende Gerichtshof nach München , um einen eventuellen Antrag des Delinquenten auf ein Wiederaufnahme- verfahren, wobei ganz neue, in der Verhandlung noch nicht vorgebrachte und behandelte Gesichtspunkte geltend gemacht werden mußten, so- gleich zu erledigen, was fast immer mit einer Verwerfung endete und somit die Vollstreckung nicht aufhielt. Als später durch die in Mün- chen herrschende Luftgefahr der Aufenthalt für die Kommission in der Hauptstadt der Bewegung zu ungemütlich wurde, unterblieb ihre An- reise, ja selbst der Herr Oberstaatsanwalt ersparte sich das Hierherkom- men. Er ließ sich durch einen der Münchener Staatsanwälte vertreten, die natürlich weder den Verurteilten noch die Verhandlung kannten sondern sich höchstens nach den Akten orientiert hatten, oft geschah auch dies nur sehr flüchtig und oberflächlich. Auch die sonst üblichen ı2 bürgerlichen Zeugen und Vertreter des Polizeipräsidiums sowie des Justizministeriums fielen schon vor dem Kriege weg. Sie konnten ja schlechterdings nicht jede Woche mehrmals antreten, auch hätten sie wohl die zahlreichen Exekutionen rein nervenmäßig nicht verkraften können. Schon mancher der sich abwechselnden Staatsanwälte hat bei der Exekution nicht mehr zuschauen können, sondern sich beim letzten Akt abgewandt und der Hinrichtungsszene den Rücken zugekehrt. Stau- nenswert war der Scharfrichter, der unentwegt die Hunderte und Aber- hunderte von Hinrichtungen vornahm, ja oft noch auswärts, in Stutt- gart, Berln und anderwärts‚aushalf, wobei er freilich begreiflicher- weise sich vorher kräftig mit Alkohol versah. Doch hat er immer auf schnellste und dadurch humanste Weise seines ihm von Gene- ralionen vererbten entsetzlichen Amtes gewaltet und sogar anfangs die unmenschlich-grausame Art des Erwürgens zu sabotieren gesucht, in- dem er durch ein von ihm selbst erfundenes System unter dem Boden

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