»»... Es gibt keinen Zufall! Und was uns blindes Ohngefähr er- scheint, gerade das steigt aus den tiefsten Quellen, sagt Wallenstein, Diese Worte flossen aus Schillers größtem Erleben: hatte er doch, wenig Jahre bevor die dänischen Freunde in sein Leben eingriffen, erfah- ren, wie immer, wenn sein Weg aussichtslos erschien, was das Wunder der Vorsehung ist... Es gibt keinen Zufall, auch nicht in meinem Leben... Alles ist Fügung, höchste Leitung und Regie: und Stadel- heim mußte für mich sein.... denn es wurde mir, dem Menschen, dem Gelehrten und Dichter eine Stätte der Wiedergeburt...
... Und ich fühle, wie sich tausend Keime strecken: auch als Ge- lehrter und Künstler fühle ich es. Ich konnte früher nicht mehr arbei- ten und sitze jetzt täglich von früh bis spät über meinen Büchern und gestalte. Und viel Neuland ist erobert: wenn ich jetzt französische, eng- lische, dänische, schwedische, norwegische, holländische, italienische, spanische Texte lese, so weiß ich, daß ich das draußen nicht in 6 Jah- ren geschafft hätte, ganz zu schweigen von meinen künstlerischen Arbeiten: Dem Schauspiel„Die Göttinger Sieben“, dem Roman ‚Das Erbe Widukinds“ oder„Ekkehard Bürgeners Irrgang und Heimkehr“, einem autobiographischen Roman. Und in letzterem werde ich auch schildern, wie ich auch als religiöser Mensch wiederfand. Ich war schon arg in„Experimenteller Psychologie und Physiologie‘, oder in Feuer- bach versunken... Diese Sonntagsfeiern hier in Stadelheim wurden mir schönste Erlebnisse... Und wenn ich jetzt in naturwissenschaft- lichen Werken etwa über Atom- oder Astrophysik lese, falte ich wie ein Kind wieder meine Hände, selig durchströmt von dem großen Wun- der, von Gott : ‚Herr, wie sind Deine Werke so groß und viel‘...“
Ein ehemaliger Offizier schreibt am 10. Januar ıgAr:
„Aus meinem persönlichen Erleben während der ı4 Monate, die ich meiner Treue zum Fahneneid wegen in den Münchener Gefängnis- sen Stadelheim und Cornelius verbrachte, kann ich bezeugen, daß unter den Gefangenen meist ein wahrer Hunger nach Zuspruch jeder Art und besonders nach geistlichem Zuspruch besteht. Ihm zu entsprechen, halte ich für eine Ehrenpflicht der evangelischen Kirche gerade auch unter den heutigen Verhältnissen— und sollten es unter hundert armseligen Gefangenen nur einige wenige sein, die dadurch zum lebendigen Glau- ben geführt würden.... Für noch dringender als die Gottesdienste halte ich den möglichst häufigen Besuch des Gefangenen in seiner Zelle durch den Geistlichen, wodurch unsere Kirche den Gefangenen bewei-
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