Gott , weil ihnen daraus Kraft erwächst für das Grau der kommenden Alltage. Muß ich noch besonders betonen, daß oft derjenige Mensch, den sein Schicksal hinter die Gefängnisgitter brachte, nach einer derartigen Kraft besonders verlangt? ,, Süßer Ruhetag der Seelen, Sonntag, der voll Lichtes ist, heller Tag der dunklen Höhlen, Zeit, in der der Segen fließt, Stunde voller Ewigkeit, du vertreibst mir alles Leid." So haben wir an einem Sonntag gemeinsam gesungen. Was dieses Verslein sagt, kann wohl nur der begreifen, der einmal durch den grauen, endlos scheinenden Strom jener ,, Unruhetage der Seele" hindurchgehen mußte. Drum möchte ich denen, die den Gefangenen diese Feierstunde nehmen wollen, nur eindringliches Erlebnis einer derartigen Zeit wünschen.
Wenn ein Mensch je zu Selbsterkenntnis bereit ist und aufgeschlossen, auf die Stimme des Lebens und dessen, der größer ist als er, zu hören, so ist es der Mensch im Leid, in der Gefangenschaft, wo das äußere Leben verwüstet ist und nur der innere Mensch noch übrig bleibt und grad stehen muß, soll nicht alles zusammenfallen, und der dabei dann erkennt, wie wenig er ist aus Eigenem. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie wichtig Ihre Seelsorge an den Gefangenen ist, wenn diese Zeit für die Zukunft der Betroffenen irgend eine positive Seite haben soll. Das werden Sie wohl selber wissen aus Ihrer Tätigkeit. Daß ich es Ihnen hier schreibe, soll Ihnen nicht nur zeigen, daß Ihre Arbeit nicht vergeblich ist, sondern Widerhall findet, dankbaren Widerhall auch bei einem Menschen, der wie ich z. B. seit 1931 offiziell aus der evangelischen Kirche ausgetreten war.
Dies sage ich in Erinnerung an Ihre Sprechstunden, wo Sie sich der inneren Nöte der einzelnen anzunehmen versuchten und gleich einem Arzte mir aus der Ihnen zur Verfügung stehenden Bücherei verordneten. Dies sage ich aber insbesondere in Erinnerung an die Gottesdienste, wo uns die Worte der Bibel nahegebracht und mit uns das ,, Vaterunser" gebetet wurden. Und wo wir singen konnten mit offenen Herzen all die schönen Melodien unserer Choräle. Für mich waren das Minuten einer inneren Befreiung. Aber ich sage dies auch in Erinnerung an manch ein Menschengesicht, das ich in jenen Tagen neben mir gesehen habe, aus dem eine Sprache redete, die härter war, aber auch inniger als im leichtlebigen Alltag...
Nach unserer Verhandlung vor dem Volksgerichtshof habe ich meine Freiheit wieder bekommen. Ich weiß aber, daß diese Zeit der
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