Nahrung so elend, daß jeden Morgen die Leichen der über Nacht Ver­storbenen weggeräumt werden mußten, schildert Aurelius Prudentius Clemens im 5. Hymnus seiner Märtyrerschrift ,, Peri stephanon" mit folgenden Worten:

Est intus imo ergastulo Locus tenebris nigrior

Quem saxa mersi fornicis

Angusta clausum strangulant,

Aeterna nox illic latet

Expers diurni sideris Hic carcer horrendus suos Habere fertur inferos*

Es ist selbstverständlich, daß sich die Anhänger Christi aller Zeiten darum bemühten und mit mehr oder weniger Erfolg dafür einsetzten, daß diese furchtbaren Zustände in den Gefängnissen gebessert wurden. Und zwar nicht nur aus humanitären Gründen, sondern aus ethischen und religiösen heraus, um nicht nur den Strafvollzug, sondern auch den Strafzweck zu ändern, nicht Vergeltung sondern Erziehung und Besse­rung hervorzubringen. So wurden zunächst in Holland vorbildliche Erziehungs- und Besserungsanstalten errichtet, darnach in Pennsylvanien durch William Penn und seine Quäker. Der englische Puritaner John Howard suchte die Gefängnisse vieler Länder auf und schilderte in herzandringender Weise das dort herrschende namenlose Elend vor den Fürstenhöfen Europas und im englischen Parlament und erwirkte schließlich eine gründliche Gefängnisreform. In Deutschland war es der Hamburger Ratsherr Peter Rentzel, der durch großzügige Stiftungen in seiner Vaterstadt eine Strafanstalt schuf, die erzieherische und inten­sive religiöse Beeinflussung durch Seelsorge und Gottesdienste in den Vordergrund stellte. Schließlich waren es die ,, Väter der Inneren Mis­sion", Theodor Fliedner und Johann Hinrich Wichern , die eine vorbild­liche Fürsorge für Gefangene und Strafentlassene schufen, bis es dem Dritten Reiche vorbehalten blieb, in den ,, Lagern" wieder mittelalter­liche, ja antike Methoden und Verhältnisse aufkommen zu lassen. Frei­lich gelang es auch da nicht, die Gefängnisseelsorge ganz auszuschal­ten. Zwar verschwand sie offiziell in den KZ- Lagern, wurde aber durch die dort internierten Geistlichen beider Konfessionen im Geheimen fort­gesetzt, worüber freilich keine Statistik aufzustellen ist. In den Straf­anstalten wurde zwar der Einfluß der Geistlichen weithin beschnitten,

*

Tief im Innern des Gefängnisses gibt es einen Ort, schwärzer als die Nacht. Wer dort eingeschlossen ist, den ersticken die eng aufeinander getürmten Steine ein­gestürztes Gewölbe. Ewiges Dunkel herrscht dort ohne alles Licht. Dieses schauder­hafte Gefängnis beherbergt seine Insassen gleich wie die Hölle.

24