Hier ist es schön! O Stille! Stadelheim !
Ich fühle meiner Dichterseele Schwingen..
In meinem Herzen reckt sich Keim um Keim... Und oft hör ich sogar die Englein singen..
Und lebe wie ein Fürst! Mein Magen lacht... Kartoffeln! Kraut! Kohlrabi und Karotten... Kornkaffee auch nach süßverschwelgter Nacht... Wurst, Käse, Rindfleisch, weich und hartgesotten...
Und alles hat man dabei so bequem..
...
Man braucht um keine Marken sich zu sorgen.. Man lebt systemlos und hat doch System... Heil Hitler! Auf den Abend folgt der Morgen.
Ich habe es hier wirklich äußerst gut...
Ich lebe fern der Welt und ihren Glossen.. Beschützt vor Donner, Hagel, Sturm und Flut, Bin ich, ein Edelkleinod, eingeschlossen...
Zwar ist hier die Gesellschaft sonderbar... Ich sehe fabelhafte Kavaliere...
Vielleicht versteh ich nicht die bunte Schar, Weil ich mich noch verschämt ein wenig ziere.
Der Frühling kommt! Es zittert in der Brust... Ein neues Blühen ist in mir und Keimen... Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust... Ich darf nicht nur in Stadelheimen reimen...
Ich lebte preiswert! Ich gesteh es frank... Ihr Haus war gut, und ich empfahl es andern... Herr Staatsanwalt! Von Herzen meinen Dank, Doch lassen Sie mich endlich weiterwandern!
Trotz aller Ironie und sarkastischen Pointen wird doch auch schon in diesem Gedicht das Positive berührt, das jedem Häftling die Ruhe und Regelmäßigkeit des abgeschlossenen Lebens verleiht oder doch
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