In einem anderen Gedicht beginnt er:
دو
, Wenn ich mich abends niederlegte,
im trauten Kämmerlein,
kam stets, bevor der Schlaf sich regte, zu mir mein Mütterlein.
Ganz nahe kam sie an mein Bett
und streichelte mich lieb und lind,
hat mir die Wangen noch geküẞt, und sprach:
, Schlaf wohl, mein liebes Kind...'
Wenn in der Fremde ich zur Nacht
verzweifelt meine Hände rang,
mein Herz voll Schmerz nach Frieden schmacht',
den ich nicht fand bei Spiel und Sang,
Da plötzlich kam es lieb und lind
und süß wie Mutterworte sind und drang gar tief mir ins Gemüt: , Schlaf wohl, mein liebes Kind'."—
Wenn die Verse dieses Schuhmachers auch in der Form ungenügend sind, so offenbaren sie doch, welche Gedanken einen Häftling in ,, St. Adelheim " beschleichen und beschäftigen in der grauen, öden Zelle. Ein anderer Gefangener hat in einem tiefempfundenen Gedicht die tägliche Dämmerstunde nach Beendigung der Sträflingsarbeit als ,, die Stunde, die mir ganz allein gehört" bezeichnet und geschildert, wie da seine Kindheit in leuchtenden Farben vor ihn hintritt und die Zeit, wo er dann später seine eigenen Kinder an hellen Maientagen auf frohen Wanderungen in Gottes Natur hinausgeführt hat. Er schließt bewegt:
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,, Das ist die Stunde, wo mein Leid zum Glück und wo mein Schmerz zu heißer Freude wird... Ein Frühlingstag, den mir ein gütiges Geschick geschenkt, geht still zu Ende...
Mit violetten Schleiern hüllt die Dämmerung rings das Land und Mensch und Tier und Baum und Strauch sind matt und müde,
Bald schlummert auch mein Denken, mein Erinnern ein;
das Herz wird still, die Seele taucht im Land ,, Vergessen" unter und eine lange, dunkle, gute Nacht


