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angezeichneten seien sofort zur Exekution an die Waschküchenwand im inneren Hof zu stellen und auf Befehl des ,, Führers" einzeln zu erschießen. Eine Gruppe SS - Männer war hiezu mit Flugzeug eigens von Berlin gekommen. Wer weiß, wie sorgfältig und gewissenhaft bis­her Todesurteile gefällt, vom Reichsgericht monatelang geprüft und erst nach ausdrücklicher Verwerfung des Gnadengesuches vom Reichs­ präsidenten persönlich unterschrieben sein mußten, der wird verstehen, daß sich der Gefängnisvorstand in einer geradezu verzweifelten Lage befand, denn einige Bleistiftstriche an den Namen einer Reihe von immerhin nicht unbekannten, ja zum Teil führenden Persönlichkeiten - es war unter anderem der Münchener Polizeipräsident Schneidhuber darunter ersetzten nicht gerade die sonst übliche Unterschrift des Reichsoberhauptes. Als Chef des Gefängnisses war der Direktor aber verantwortlich für die Häftlinge wie für die Vorgänge in seiner Straf­anstalt. Er verweigerte daher unter Berufung auf seine Dienstvorschrift die illegal geforderte Herausgabe der Gefangenen. Da kam er aber schlecht an bei dem Führer des Exekutionskommandos, der ihn schließ­lich selbst mit Erschießen bedrohte. Vergebens versuchte der in die Enge getriebene Gefängnisvorstand die höheren und höchsten juristi­schen Instanzen anzutelefonieren endlich erreichte er fernmündlich den ,, Stellvertreter des Führers" Rudolf Heß . Als er diesem gegen­über sein Befremden aussprach und Vorstellungen zu machen suchte, da brüllte Heẞ ins Telefon hinein, es sei alles in Ordnung und vom ,, Führer" ausdrücklich so befohlen, vielmehr sei er erstaunt, ja geradezu erbost darüber, daß die angezeichneten Personen noch unter den Lebenden weilen und nicht längst erledigt seien. Die Erschießung habe sofort zu erfolgen. Und so geschah es auch. Einer nach dem andern wurde vorgeführt und niedergeknallt, während die übrigen hinter einer eisernen Hoftür warten mußten, bis sie aufgerufen wurden, und man­cher schnell noch auf einen Zettel die letzten Grüße an seine Angehö­rigen kritzelte, die nie ihr Ziel erreichten. Nur zwei waren nicht unter den so übereilt Hingerichteten. Ernst Röhm , das Haupt der ,, Re­volte", und sein Adjutant! Ersterem wurde ein geladener Revolver in die Zelle( im Neubau des Gefängnisses) gebracht mit der Aufforderung, sich selbst zu richten. Aber Röhm dachte nicht daran, dies zu tun, son­dern beteuerte seine völlige Unschuld und verlangte vergebens, dem ,, Führer" gegenübergestellt zu werden oder doch einem ordentlichen Gericht, um sich verteidigen zu können. Wenige Tage später trat ein

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