mit der Sodamischung, die man uns aus ganz bestimmten Absichten gab. Wir kennen also harte Arbeit, Darben und Elend zur Genüge, und daneben noch die Verzweiflung der Gefangenschaft.
Fest umschlossen waren wir hinter Mauern mit Stacheldraht und einer weit ins Land geführten Sperrkette von Posten und Maschinengewehren, damit keiner von uns auf den Gedanken käme zu flüchten.
Wir waren unschuldige Menschen, und wir hatten so wenig Unheil getan, wie ein neugeborenes Kind. Dennoch gab man uns ein Leben wie Verbrechern.
Heute, nach dem verlorenen Kriege, lernt das deutsche Volk zum erstenmal das Wort, Hunger' kennen. Zwar nicht in seiner wirklichen Gestalt, wie er in seiner grausigen Form in den Konzentrationslägern hauste, sondern nur im Anbeginn. Und die Vorstellungswelt des deutschen Volkes wird natürlich durch dieses Gespenst dauernd bedrängt.
Aber dort bei uns im Lager war der Hunger, Stammgast' in all' den Jahren gewesen, hier öffnet er sich ab und zu eine Tür und versucht einzutreten. Er schleicht umher und sucht sich irgendwo Quartier, das ist wahr und richtig. Aber vor einem wirklichen Hunger, wie wir ihn durchlebten und noch dazu nur als Begleiterscheinung unserer anderen Qualen, wie wir sie hinnehmen mußten, davor möge Gott das deutsche Volk bewahren."
,, Gott steh' uns bei!" sagte Gebhard. ,, Es wäre nicht auszudenken, wenn ein solches Ausmaß an Leid über Deutschland käme.
Aber es ist gut und ich danke Ihnen. Ja, es ist gut zu wissen, was Sie erlebten. Und daß ich es aus Ihrem Munde selbst erfahre, macht es doppelt wertvoll für mich."
Und nun berichtete Josef Manez alle die furchtbaren Erlebnisse des Theresienstädter Aufenthalts, so knapp er konnte. Er entrollte vor den Augen Gebhards die ganze schreckliche, vergangene Zeit ihrer Gefangenschaft.
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