,, Gleich nachdem ich mich damals an dem verhängnis­vollen Tage von Frau Bergner verabschiedete, war ich denunziert worden.

Am nächsten Tage fand ich zwischen meinen Briefen eine Aufforderung der Gestapo . Ich wurde vorgeladen. Man sagte mir dort auf den Kopf zu, ich hätte Umgang mit einer Jüdin. Ich sei gesehen worden, als ich in das Gebäude des Warburg - Stiftes eintrat, von wo aus der Abtransport der jüdischen Verbannten stattfand.

Meinen Hinweis, ich hätte mich von einer früheren Patientin verabschiedet, nahm der Gestapo - Kommissar ungläubig und achselzuckend entgegen. Jedenfalls', sagte er ,, sind Sie gewarnt worden. Die kleinste Abwei­chung von unseren Bestimmungen kann Ihnen und Ihrer Familie zum Verderben werden. Jetzt sind Sie entlas­sen! Hören wir das geringste Nachteilige über Sie, dann müssen wir Sie in Haft nehmen.' Nach diesem Vorfall blieb ich unter Beobachtung..

Meine Frau hatte inzwischen die Scheidungsklage ge­gen mich zurückgezogen. Ein Sohn von uns war gefal­len. Sie wurde durch diese Todesnachricht sehr krank. Ich eilte zu ihr. Wir hatten nichts gesprochen, aber als sie mir die Hand hinstreckte und schluchzłe, zog ich sie zu mir heran und verzieh ihr.

Sie durfte den Schmerz um unseren verlorenen Sohn nicht allein tragen. Auch mich traf der Schlag hart. Es war eine gemeinsame Bürde. So war durch ein schweres Leid wieder eine gute Ehe entstanden." Gebhard schwieg.

Aufmerksam hatte Manez zugehört. Gebhard hatte schlicht und klar gesprochen. Er reichte ihm die Hand, die dieser freudig ergriff.

,, Nein, Sie hätten wirklich nicht anders handeln kön­nen, wollten Sie nicht Ihre und Ihrer Familie Sicherheit aufs Spiel setzen. Wie wird Peter sich freuen, wenn er Ihre Rechtfertigung hört. Auch die Gewißheit, daß Sie nur noch als Freund in Kitty Bergners Leben eine Rolle spielen, wird ihn unsagbar glücklich machen." ,, Gelobt sei Gott , daß er mir jetzt Gelegenheit gibt,

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