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Kopfe und glänzten in ihrer Schwärze. Sein weißer Kit­tel leuchtete vor Sauberkeit. Der russische Offizier, mit dem ausgeprägten Gesichtsausdruck der slavischen Rasse, überragte ihn um Haupteslänge. Dieser war blond, mit blauen Augen und noch sehr jung, ebenso sein Begleiter.

Sie schritten an den Wartenden vorbei und verschwan­den hinter der Tür des Schwerkrankensaales.

Dort herrschte tiefste Stille.

In dem großen, hellen Raum bewegten sich lautlos mehrere Schwestern. Die abgezehrten Körper von Frauen jedes Alters lagen in den niedrigen Holzbetten. Mit fast erloschenen, halbgeöffneten Augen, ohne Be­wegung lagen sie teilnahmslos da, und man wußte nicht, ob sie schliefen oder wachten. Jede, die dort lag, hatte ein Tuch um den Kopf geschlungen. Das Haar war ihnen in der Quarantäne abgeschnitten worden wegen der Läusegefahr. Bei einigen hatte sich jedoch schon neuer Haarwuchs gebildet. Die Oberschwester begleitete die Ärzte von einer Kranken zur anderen. Sie hakte die Fiebertabelle von mancher Tafel ab, die, am Kopfende der Kranken angebracht, den Namen und das Alter so­wie die Einlieferungszeit in Theresienstadt enthielt. Bei besonders schweren Fällen stattete sie im Flüsterton ihren Bericht dazu ab.

Hier war der Tod wohl ein täglicher Gast. Die Gruppe schritt weiter von Bett zu Bett.

Der Chefarzt schlug häufig die Oberdecke zurück und wies auf die im Bett liegende Kranke.

Da konnte denn der russische Major und sein Adju­tant mit eigenen Augen feststellen, wie erbarmungs­würdig und kläglich diese verhungerten Frauen im letz­ten Stadium ihrer Krankheit aussahen. Sie konnten sich überzeugen von dem ,, Jetzt", aber nichts wußten sie von dem ,, Einst".

Fast alle waren ehemals lebhafte, gesunde, blühende Frauen gewesen, die nun vor ihrer Zeit sterben mußten. Heute waren sie nur noch menschliche Wracks.

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