vom Nacken bis zur Stirn ausrasiert. Die Gefangenen­kleidung bestand aus einem blau- weiß gestreiffen Anzug. Dieselbe Kleidung trugen auch später die Frauen, die als Gefangene von Prag aus in Theresienstadt einge­liefert wurden.

Manez, als tschechischer Oberleutnant am Steuer seines Wagens sitzend, wurde von den zahllosen vor­überziehenden Russen dauernd militärisch gegrüßt, so­bald der Wagen in Sicht war. Auch die Posten an den verschiedenen Straßenecken standen sofort mit geschul­tertem Gewehr in Positur. Die Wege waren voll von russischem Militär.

Endlich hatten sie Leitmeritz hinter sich und näherten sich der Umgebung des früheren Lagers.

Auch diese Landstraßen waren von den vorüberzie­henden russischen Kolonnen überschwemmt. Der ganze Umkreis, durch den sie fuhren, wimmelte voller Men­schen. In der Mitte der Fahrstraße strömten unaufhalt­sam, Wagen an Wagen, die russischen Truppen vor­über. Die Soldaten lagen auf dem Stroh, lachten und gestikulierten und wurden beständig von einem Rudel weiblicher und männlicher Jugend umdrängt, das ver­suchte, einige der Wagen aufzuhalten. Es hatte seinen Grund. Die Soldaten warfen Zigaretten, Margarinewür­fel, Schokolade und Brot der Bevölkerung zu.

Manez und Vagas sahen sich wie auf Kommando sin­nend an. Sie dachten beide dasselbe.

Welch' ein Wandel war in wenigen Monaten eingetre­ten. Wie trug die Welt doch plötzlich ein ganz neues Gesicht.

Der Wagen war vom Landweg aus auf die Brücke eingebogen, die sie vor Monaten unter Lebensgefahr umkreisen mußten.

Jetzt standen zwei Posten dort, ein tschechischer und ein russischer. Sie waren aus ihrem Schilderhaus hin­ausgetreten, als das Auto vorbeifuhr, und salutierten. Der Tscheche war wieder Herr seines Landes ge­worden.

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