Leben bleiben als lebendiger Zeuge dieses ungeheuer­lichen Mordes.

Aber wie die Flucht bewerkstelligen?

Langsam schob er sich unter den Waggons weiter, mit der Geschmeidigkeit einer lautlos schleichenden Katze. Mitunter, wenn der Übergang zum nächsten Waggon kam, hielt er den Atem an, denn ein einziger unvorsich­tiger Laut konnte ihn verraten.

Das Blut dröhnte in seinen Ohren und im wahnsinni­gen Takte trommelte das Herz gegen seine Rippen.

Noch trennte ihn ein langer Weg bis zu dem ersten Wagen bei der Lokomotive, wo das Ausladen zuerst begonnen hatte.

Das war das sicherste Ziel, das mußte er erreichen. Eine Ewigkeit schien ihm die Strecke bis dahin zu sein. Endlich, jetzt nur noch ein paar Schritte. Er kroch bis an den ersten, leeren Waggon und lugte unter ihm hervor. Nirgends ein Mensch zu sehen. Dann schob er sich vorsichtshalber nach der anderen Seite hinüber, überprüfte die weite Fläche, doch auch hier nahmen seine Augen nichts wahr, als eine weite, men­schenleere Ebene mit einigem Baumbestand.

Nur eine unheimliche Stille umgab ihn.

Mit äußerster Vorsicht und blitzartiger Gewandtheit schwang er sich aus seiner bedrängten Lage unter dem Wagen hervor und bestieg das Trittbrett. Die Türen waren noch geöffnet, somit sprang er schnell hinein. Hier lehnte er fast bewußtlos mit dem Rücken gegen die Wand des Wagens.

Es war die höchste Zeit gewesen. Ein langer Pfiff der Lokomotive kündigte die Abfahrt an. Fauchend setzte sich der Zug in Bewegung und verließ Auschwitz .

Manez kam nach und nach zu sich. Ihm war zumute, als ob er im Grabe gelegen hätte und jetzt langsam wieder ins Leben zurückkehre. Sein Gehör nahm die Geräusche der Umwelt wieder wahr. Vor ihm zischte die Lokomotive Dampf und Qualm aus und suchte sich in rasender Eile ihren Weg über die Schienen.

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