Allmächtige, sieht tief in die Herzen seiner Geschöpfe und wertet auch das Wollen.
Das Vereinsamungsgefühl steigerte sich so in Kitty, daß die Empfindungen für die Außenwelt nach und nach verblaßten und fast zu einer Betäubung führten. Es war ihr, als verschwände alles Leben aus ihr und nichts bliebe zurück als der eine Gedanke, der Lichtschein ihrer Heimat. Der Keim des Todes lag schon in ihr und seelisch setzte langsam der Verfall ein. Es war ja alles dahin, woran die Seele noch einen Halt finden konnte. Wäre nur das winzigste Hoffnungsfünkchen aufgetaucht.-
Es dunkelte schon, als Kitty heimkam. Sie war so müde, daß sie taumelle und sofort auf ihr Lager niedersank.
Die kühle Nachtluft strich über ihre heiße Stirn und gab ein wenig Erfrischung.
,, Die Bergner macht sich einen freien Tag", urteilten die Frauen in dem stinkigen Raum der Rathausgasse am nächsten Morgen.
Sie taten Kitty durchaus unrecht.
Heute zum ersten Male konnte sie vor Schwäche nicht aufstehen. Mit vieler Mühe hatte sie die Bettstücke vom Hof hereingetragen und lag nun keuchend und nach Luft ringend zwischen den Decken.
Der Arzt wurde gerufen, denn gegen Abend stellte sich Fieber ein. Sie phantasierte und rang nach Luft. ,, Sie wird sich mit dem ewigen Draußen- im- HofeSchlafen erkältet haben“, meinten die Frauen.
Aber für den Arzt erschien diese Vermutung nicht wahrscheinlich. Das kurze, stoßweise Atemholen beunruhigte ihn des ohnehin schwachen Herzens wegen. Er mochte die Verantwortung für die Behandlung dieser Patientin nicht weiter übernehmen und schrieb für sie einen Krankenschein aus. Am nächsten Tage wurde Kitty, die
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