Himmel und Erde hielten miteinander Zwiesprache. Die Luft war würzig und barg eine Fülle von Süße. Es war, als hätte sich die Natur verjüngt und trüge nun wie eine junge Brauf ihr Hochzeits gewand.
So war es, als sollte dieser Sommer Freude und Glück gleichgestimmten Seelen bringen.
Im alten Germanenreich wurden zur Sommersonnenwende zu Ehren der Göttin Freya Liebesfeste gefeiert. Jahrhunderte später wurden aus diesen heidnischen Festen Gedenkfeiern für christliche Märtyrer.
Solche Tage luden zur Liebesfeier ein.
Mit Peter Vagas war eine große Veränderung eingetreten.
Was war mit ihm geschehen? Er wußte es selbst nicht zu sagen. Eines war sicher, sein Blut hatte wie ein lang eingedämmter Strom alle schützenden Wälle der Vernunft, der Liebe zu Kitty, ja der Anständigkeit seines Charakters, niedergerissen. Geblieben war: ein von Leidenschaft durchpeitschter, fast willenloser Mensch.
Die schöne Tamara hatte sich als eine völlig skrupellose, ganz der freien Liebe lebende, der modernen Welt angehörende junge Dame entpuppt. Offen gestand sie ihm, daß sie schon lange auf der Suche nach einem geeigneten Lebenspartner gewesen sei. Sie hätte ihn häufig bei ihren musikalischen Vorträgen in Begleitung eines reizenden, jungen Mädchens gesehen. Ob diese, seine Begleiterin, verwandt mit ihm sei? Und er hatte sofort einfach gelogen:„ Ja, es ist meine Schwester."
,, Es läge ja auf der Hand“, meinte Tamara weiter, denn seine Fürsorge für das junge Mädchen wäre ihr gleich aufgefallen.
Gott , wie schlecht war er geworden.
Er, der sonst nicht einmal eine Noflüge verzeihen konnte, verteidigte und baute sich eine Welt von Lügen auf. Ach, wie wandelbar ist doch der Mensch. Nur bei Kitty war er rein und wahr geblieben.
Nun kam die Bekanntschaft mit Tamara Weinstein. Ihr Temperament, verbunden mit der Beredsamkeit und
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