Kontinents zugeben?" fragte Anthony, der wieder etwas beruhigter schien.

"

Vielleicht bringen wir Tschechen es fertig, den Ge­danken zu propagieren. Auf uns sieht der Russe, wenn wir für ihn auch nur der kleine Bruder' sind. Nun möchte ich Ihnen noch meine Meinung bezüglich der Rassenfrage auseinandersetzen, die uns Juden gewaltig am Herzen liegt. Freimütig muß ich bekennen, daß der Antisemitismus nichts weiter als Neid ist. Auf unsere Intelligenz, unser traditionelles Volkstum, auf unsere kommerziellen Talente, auf unsere staatsmännischen, gewandten, diplomatischen Vorzüge und auf unsere Charakteranlagen. Noch nie, oder höchst selten, sind in der Kriminalgeschichte jüdische Mörder verzeichnet. Zwar politische will ich nicht abstreiten, wie es die jüngste Zeit gelehrt hat, in der junge Juden aus ihrer Verzweiflung und aus ihrer Volksnot heraus zur Waffe griffen."

,, Das wird uns für alle Zeiten eine Lehre bleiben", meinte Hans Anthony. ,, Unsere ganze Weltanschauung ist der grundlegendsten Korrektur bedürftig."

,, Gewiß, Vagas, das stimmt. Aber das Erleiden unse­res gewaltigen Schicksals in der großen Existenzkrise dieser Zeit gibt für die Weiterentwicklung des Juden­tums die entscheidende Bedeutung. Was der Jude unter dem härtesten Zwang zu ertragen gehabt hatte, was er geleistet in dieser Gefangenschaft, wie er sich an­paßte, wie er sich in der ungeheuerlichen Katastrophe seiner Verfolgung standhaft erwiesen, steht einzig in der neuesten Geschichte da.

Zwar waren schon in früheren Zeiten, bei der Königin Isabella von Spanien, Judenverfolgungen gewesen, aber keine verbrecherischen und blutigen, wie unter Hitlers Regime, sondern nur die zwangsweisen Taufen der Ju­den zum Christentum, oder Ausweisung aus Spanien ." ,, Der Haß gegen das Judentum ist durch nichts moti­viert, höchstens mit dem Argument, das ich schon ein­mal mit Peter besprochen habe. Das ist, daß das Juden­

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