Er winkte ihr fröhlich mit der Hand, als er am Künstlertisch vorbeischritt, zu Hans zurückkehrte und seinen alten Platz wieder einnahm.
Er war jetzt ganz bei der Sache, und nichts konnte ihn mehr von den interessanten Erörterungen ihrer weiteren Unterhaltung abbringen, nachdem er mit halber Kopfwendung das Leuchten in den Glutaugen Tamara Weinsteins wahrgenommen hatte. Diese, eine junge Künstlerin von üppigem Wuchs, hatte sich gleich beim Eintritt der ihr bekannten Herren vorgenommen, heute das Ziel ihres Wunsches zu erreichen.
Die blonde, vornehme Erscheinung Peter Vagas' war ihr schon lange aufgefallen und hatte das Interesse für alle sonstigen Verehrer ihres Kreises, deren sie viele besaß, abgeschwächt.
Sie wollte unter allen Umständen ihn für sich gewin
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Und wirklich war es ihr, wenn auch auf keine sehr feine Art, durch weibliche Koketterie und List geglückt, das Spiel zu gewinnen.
An Bewerbern fehlte es ihr wirklich nie, und es lag an ihr, wenn sie heute noch frei über sich verfügen konnte.
Als sie den Zettel empfing, gewährte sie Peter reichlich den Anblick ihrer Freude durch ein strahlendes Lächeln.
Es war ihre Art, ihre Verehrer am Gängelbande herumzuführen, ehe ihnen Erfüllung ihrer Wünsche ward. Um so treuer, meinte sie, würden sie später dann sein.
Sie ließ sich ihre reife Schönheit durch viele männliche Tugenden bezahlen, danach vergaß sie, ein echtes Naturkind, das bei den Großeltern auf dem Lande aufgewachsen war und ein gänzlich vorurteilsloses Leben führte, die sogenannte gute Moral und duldete jede Freiheit der Liebe.
Sie hatte sich heute mit besonderer Sorgfalt geschmückt und war sich der Wirkung ihrer Person bewußt. Sie trug ein hellrotes Seidenkleid mit schwarzen
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