Kram. Zwischen Mann und Frau gibt es keine Freund­schaft. Wer dir davon faselt, liebt dich nicht."

,, O, Peter, du stößt alle deine Ansichten um, weil dich ein Ziel lockt. Warum bist du nicht geblieben, so wie du dich mir immer zeigtest?"

,, Ich bin kein Narr! Männer müssen so sein, sie müs­sen den albernen Firlefanz von Schulmädchengedanken hinwegfegen. Gott sei Dank, daß ich es dir einmal sagen kann!"

Kitty sagte nichts. Sie beugte sich zu ihren Schuhen herab und band die Schnürsenkel zusammen. Als sie sich aufrichtete, starrte Peter sie an. Dann wandte er sich mit einer hastigen Bewegung ab.

,, Was willst du tun?" rief Kitty.

,, Ich weiß noch nicht." Er faßte sich an die Stirn, als wolle er nachdenken.

Er lief voran, Kitty umklammerte seinen Arm. ,, Läßt du mich allein?"

,, Ja, damit du zur Besinnung kommst!"

Jäh riß er sie in seine Arme, bedeckte ihren Mund mit Küssen und raste mit mächtigen Sätzen davon.

Ganz betäubt blieb Kitty auf der Bastei zurück. Dann folgte sie langsam.

Kitty hatte nichts mehr einzutauschen gegen Brot. Die beiden Schals hatten vorige Woche dran glauben müssen. Kam der Winter, mußte sie frieren. Aber ge­opfert mußten sie werden, der Hunger zwang sie dazu. Wenn es gar nicht anders ging, wollte sie wieder des Abends mit den anderen Frauen zu den Abfall­stellen schleichen und aus den weggeworfenen Resten das Genießbare heraussuchen. So einfach war es kei­neswegs, denn es war Lebensgefahr dabei. Man durfte sich nicht von einem Wachtmann erwischen lassen. Je­doch der Hunger war nicht auszuhalten. Die Schmerzen

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