wandfrei. Sie wußte, daß die Tschechen die Deutschen nicht leiden mögen.
Rasch vertrieb sie die unliebsamen Gedanken und kehrte wieder auf ihre Angelegenheit zurück.
Es wird schwierig sein, mit Peter über den Freund zu sprechen, den er nicht kannte, und der durch sein Schweigen eine Stellung einnahm, die nicht zu seinen Gunsten sprach.
Doch es war ihr fester Vorsatz, Treue zu bewahren. Viel stand auf dem Spiel. Sie wußte es. Und sie wußte auch, daß es nicht leicht war, Peter begreiflich zu machen, daß sie auf ihrem Standpunkt beharren müsse.
Bald, in kurzer Zeit, würde die Entscheidung fallen. Gott , Gott, erhalte mir Peter, daß ich in dieser entsetzlichen Zeit meines Lebens einen Schutz habe. Denn daß der Name des anderen Mannes in meinem Herzen tiefer eingegraben ist als alle anderen, ach, dafür kann ich nicht, beteten ihre Lippen.
Unendlich bedrückend ist das Gefühl der Gefangen
schaft.
Wie verloren steht der einzelne Mensch in der Grenzenlosigkeit zwischen einst und jetzt. Nur wenn Kitty an Peter dachte, kam auf halbem Wege ein Gefühl zustande wie ein ,, Zuhause". So schien es ihr, wenn sie mit ihm zusammen war.
Die Silhouetten der Sudetenkette hoben sich wie Schattenbilder vom Himmel ab.
Kitty schaute auf die sanft geschwungenen Linien. Sie wartete auf Peter. Sollte er verhindert sein? Da hörte sie Schritte. Als sie sich umwandte, blickte sie direkt in die forschenden Augen Peters. Er hatte schon eine Weile hinter ihr gestanden.
Wie erleichtert atmete sie auf.
,, Ich wußte, daß ich mich auf dich verlassen kann." ,, Immer!", sagte Peter ernst.
Das lärmende Durcheinander auf der Bastei nahm ab. Viele rüsteten zum Aufbruch, da es langsam zu regnen begann. Aber die Luft war warm. Beide hatten
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