Und zuletzt kam die einzige, schwere Abschiedsstunde, wie er den ersten Kuß auf ihre Lippen drückte, mit dem Geständnis seiner Liebe: ,, Kitty, ich habe dich sehr liebgehabt!"
Ihre Gedanken begannen wieder um das eine zu kreisen, wie Peter ihren Entschluß aufnehmen würde. Er wollte unter allen Umständen die Entscheidung.
Sie hatte nur den einen Wunsch, ihn nicht zu verlieren. Nun mußte sie diesen Dornenweg gehen und wußte nicht, wo er enden würde. Aber sie erkannte auch, daß Peter nicht anders handeln konnte.
Der Arme, er hatte die Qual der Ungewißheit nicht mehr ertragen können, und darum suchte er eine neue Bindung mit ihr.
Sollte das Glück ihrer Freundschaft nun aufhören?
Sollte sie Peter verlieren müssen? Sie konnte ihn doch nicht heiraten. Nein, sie konnte es nicht, solange sie von Fred Gebhard nichts gehört hatte. Bittere Tränen traten ihr in die Augen, während sie ihren Weg zu der Bastei fortsetzte, aber sie wischte sie schnell und erschrocken ab. Tief aufatmend hob sie den Kopf.
Warum jetzt schon alle Hoffnung sinken lassen? Da vernahm sie lautes Lachen und Singen. Eine Gruppe junger, tschechischer Mädchen kam ihr entgegen.
Bei jedem Schritt, den sie taten, wurden die Knie entblößt, so kurz waren die Röcke. Ihre straffe Haltung ließ eine tüchtige Energie erkennen. Ihre Gesichter, in der ersten Jugend stehend, waren mit Krem eingerieben und glänzten vor Fett in der Sonne.
Obgleich Gefangene, gleich Kitty, genossen sie viele Vorzüge. Sowohl in ihrer Unterbringung als auch bei der Einreihung in die Betriebe seitens des Arbeitsamtes.
Sie zogen mit federnden Schritten an Kitty vorüber und magen sie mit verächtlichen Blicken.
Zornesröte stieg in Kittys Wangen. Nun, sie war nicht so gut gekleidet als jene, aber immer sauber und ein
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