er später, dann hätte sie ihn festhalten mögen. Endlich erwachte sie aus diesem sonderbaren Zustand, erkannte und erstaunte,
sie liebte Dr. Gebhard.
Es zog sie mit tausend Fäden zu ihm hin, sie wollte ihm nahe sein.
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Eines Tages, es war im Sommer, machte sie sich fertig und ging zu ihm. Plötzlich stand sie ihm gegenüber in seinem Arbeitszimmer.
Er war so überrascht, daß er alle anderen Patienten warten ließ und zu ihr herauskam. Er fragte nach ihren Wünschen. Er ahnte nichts und wußte nichts. Sie bekam ein Gefühl der schlimmsten Hilflosigkeit, aus Scham und Angst gemischt. Es machte sie unsicher und elend. Sie wollte wieder fort.
Da plötzlich meldete sich bei Dr. Gebhard die Erfahrung des Mannes. Er bat sie inständig zu warten. Und sie blieb.
Ihre Gedanken brachen jäh ab.
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Jetzt war Peter da und forderte. Auch Peter liebte sie, tief, verschlossen und innig. Kitty faßte ein Schrekken, zu wem gehörte sie?
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Sie trug die Treue des Weibes wie ein Gesetz in sich, daraus entsprang ihr Glaube, recht zu tun. So wie sie den geliebten Mann nicht vergessen konnte, so meinte sie, würde auch er ihrer gedenken und auf sie warten. Sie konnte nichts dafür, daß sie Fred Gebhard liebte.
Er hatte ihr die Abschiedsworte: ,, Kitty, ich habe dich sehr lieb gehabt", als Vermächtnis mit auf den Weg gegeben. Nicht er war es, der die Treue gegen sie gebrochen hatte, sondern sie. Sie hatte Peter Rechte eingeräumt in ihrer grenzenlosen Verlassenheit, die Hoffnungen in ihm erwecken mußten.
In jener Zeit, als sie Liebe zu Fred Gebhard fakte, war dieses Erwachen ihres Herzens nach langer Zeit geschehen. Sie glaubte fest, sie sei dazu ausersehen, seine Frau zu werden. Da es sich dann später herausstellte, daß er verheiratet war, änderte sich die ganze
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