Sachlage. Zwar lag er in Scheidung, aber frei war er nicht. Auch seine Kinder mußten berücksichtigt werden. Er hatte niemals auch nur mit einem Wort etwas an­gedeutet, das einer Bindung zwischen ihnen gleichkam.

Es war einer jener Nachmittage gewesen, wo sich der vielbeschäftigte Arzt eine kurze Rast bei einer Tasse Kaffee in ihrem Hause gönnen konnte. Durch das weit­geöffnete Fenster strömte die Sonne in den Raum und Vogelgesang drang herein.

Kitty hatte den Kaffee eingeschenkt und reichte ihm das Keksdöschen hinüber, dazu klang gedämpft Musik aus dem Radioapparat. Leise fielen da seine Worte:

,, Lassen Sie mich Ihnen aus tiefstem Grunde danken für das köstliche Geschenk dieser Stunde. Vielleicht waren wir beide im Weltenraum vor unendlich langer Zeit einmal vereint gewesen, und jetzt möchte ein Teil wieder zu dem andern zurückströmen. Was wissen wir von dem unendlich hohen Gefühl der Liebe zwischen Mann und Frau und was von dem Geheimnis, das sie zueinander zieht?"

Sie war dann wie unter einer magischen Macht auf­gestanden und dicht an seine Seite getreten.

Er hatte ihre Hand gefaßt.

,, Kitty, ich nenne Sie von heute ab so, es wird nicht leicht sein für mich, in Entfernung von Ihnen zu blei­ben. Ich möchte aber meinen Kindern ohne Scheu in die Augen sehen dürfen.

Bleiben Sie so, wie Sie sind. Sie beschenken mich, wie nie ein Mann vorher beschenkt worden ist. Ich bin einsam wie Sie, das möchte ich Ihnen sagen. Ich habe meine Wissenschaft, meine Praxis, meine Kinder. Aber diese gehen ihre eigenen Wege und haben ihre eigene Welt."

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,, Und, Sie sind doch verheiratet?" Mit feuchten Augen sah Kitty zu dem Arzt empor.

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,, Ja lassen Sie mich darüber schweigen. Meine Scheidung steht bevor. Haben Sie keine Angst vor mir, ich werde Sie hüten wie einen Schatz. Kein Hauch des

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