,, Bin ich denn noch für dich da, Helga?"

Durch die Stille kam ihre leise, sanfte Stimme noch einmal.

,, Immer! Wir haben ja uns und wollen unser Schicksal gemeinsam tragen."

Ein wenig erhellte sich das Dunkel. Die Liebe Helgas war wie ein Licht, dessen Schimmer in Hansens Seele fiel.

Da lag die Frau, deren edelste Bestimmung, Mutter zu werden, durch eine teuflische Anordnung vernichtet worden war.

Hans Anthonys Erschütterung über dieses Weh fand immer noch keine rechte Beruhigung. Es kostete ihn ungeheure Energie, sein Gleichgewicht zurückzugewin­nen. Wie von einer Last gebeugt, stand er gesenkten Hauptes am Lager der Kranken, bis die Schwester leise mahnend zum Abschied drängte.

Einen Augenblick drückte er Helgas Hand an seine Lippen und küßte sie, dann wandte er sich zur Tür. Er ging

Schwankend! Tastend!

Es war keine körperliche Schwäche, sondern der Schmerz des Mannes, der noch nicht zur Ruhe kommen konnte.

Draußen schämte er sich nicht seiner Tränen. Sie galten den armen, hingeopferten Leben, nicht nur dem seines Kindes,- sie galten allen Gefangenen.

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Ach, wenn eine Schuld vorläge, die gebüßt werden müßte, damit eine Sühne sie tilge, dann wäre es zu verstehen.

Ach, wäre eine Schuld da, man würde begreifen, warum das Leben all' dieser Gefangenen täglich und stündlich bedroht wurde. Aber dieses Tröstliche fiel weg. Nichts war entfernt vorhanden, das auf eine

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