fragte bescheiden, ob er die Reihe einen Moment verlassen dürfte, er müßte austreten.
Der Ordner schrie ihn wie ein Berserker an.
,, Nein, Sie müssen bleiben, wo Sie sind! Niemand darf seinen Platz verlassen!"
Bestürzt trat der Angeschriene in seine Reihe zurück und murmelte: ,, Wo soll ich denn meine Notdurft verrichten?"
Alle Umstehenden wurden bleich, aber ihre Miene verriet keine Bewegung. Niemand gab ihm Antwort. Wiederum verstrich die Zeit. Jetzt war es bereits Nachmittag. Eine Abzählung der Menschenmassen hatte immer noch nicht stattgefunden.
Die SS - Offiziere pilgerten auf dem freien Felde hin und her. Sie kreisten um die traurige Parade herum, als wären es tote Figuren oder Bäume in einer Landschaft.
Mitunter tauchten sie auf, dann verschwanden sie in den Hintergrund und hoben sich dort vom Horizont wie Puppen ab.
Die Rufe der Kommandos drangen immer wieder durch die Stille, nur unterbrochen von den gellenden Pfiffen der vorüberdonnernden Eisenbahnzüge. Die Rauchfahnen der Lokomotiven hingen noch lange in der Luft und schwebten wie graue Schleier vor dem lichtblauen Himmel.
Die Sonne war inzwischen verschwunden und eine empfindlich Kühle machte die Menschen erschauern.
Viele ohnmächtige Frauen und Kinder lagen bereits auf dem Boden. Sie wurden vorsichtig verdeckt durch die sich eng zusammenschließenden Reihen. Es konnte ihnen niemand helfen.
Immer noch standen Hintermann vor Vordermann, hochgereckt den Kopf in strammer Haltung. Jeder einzelne wie festgewachsen mit dem Fleck Erde , auf dem er stand. Plötzlich überzog Kittys bleiche Züge eine helle Freude. Sie hatte Peter entdeckt. Unbegreiflich, daß sie ihn nicht früher gesehen hatte. Wahrscheinlich
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