bei und redete oder rügte etwas. Die Situation blieb aber immer die gleiche.

Bis zum Mittag stand die Masse auf der weiten Flä­che in musterhafter Ordnung, wie zum Photographieren. Aber die dauernd aufgereckte Haltung, die gerade Kopfstellung, die Anspannung, immer auf einem Fleck stillzustehen, ohne sich rühren zu dürfen, wurde bald zur unerträglichen Qual.

Zuerst meldeten sich die Kinder, sie weinten und sagten, sie könnten nicht mehr stehen. Die ängstlichen Mütter und Väter versuchten alle Dinge, die man in solchen Fällen zur Beschwichtigung tun konnte. Sie gaben ihnen kleingeschnittene Brotstückchen, verspra­chen Geschenke und Gott weiß was. Aber die Kleinen wehrten alles von sich ab und wollten auch nichts essen. Schließlich setzten sie sich auf den Erdboden. Viele legten sich auch ganz hin. Niemand rührte sich und ließ es geschehen. Nur die Reihen schlossen sich enger zu­sammen, um die Lücken zu vertuschen.

Seit Stunden verharrten die Menschen unbeweglich. Wenn es eine Probeleistung für Geduld, Gehorsam­keit und Ausdauer sein sollte, so war sie jetzt schon glänzend bestanden.

Mit wahrem Todesmut hielt sich jeder musterhaft auf­recht, damit nur ja nicht durch ihn etwas verdorben würde.

Viele Runden hatten die Uniformierten hinter sich. Mit immer gleichem Hochmut, gleicher Gelassenheit und aufgeblasener Würde trugen sie den Kopf emporge­reckt beim Vorüberschlendern. Jeder einzelne dünkte sich ein Herrscher. Dieser eingebildete Stolz gab ihnen das Bewußtsein eines Machtgefühls.

Die stumpfen Soldatengesichter der SA- Leute sta­chen merklich von ihnen ab. Eben waren wieder die hochmütigen SS - Offiziere mit wichtigtuerischen Gebär­den vorübergewandelt, als ein Ereignis eintrat, worauf die Quäler dieses Tages vielleicht gewartet haben.

Ein Mann trat vor, meldete sich bei dem Ordner und

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