ber 1943, um 9 Uhr einzufinden haben. Von dieser Ver­fügung könne sich niemand befreien. Eine Ausnahme machten nur die Schwerkranken und einige Schwestern zu ihrer Betreuung.

Alle Großküchen, Arbeitsämter und Büros waren ge­schlossen. Sämtliche Arbeit in Theresienstadt ruhte voll­ständig.

Nachdem die Rucksäcke, Handtaschen und Mappen hervorgeholt und mit Brotschnitten vollgestopft waren, versammelten sich die geschlossenen Gruppen der ein­zelnen Häuserblocks vor ihren Wohnungen, schlag sechs Uhr, und hielten sich marschbereit. Jeder einzelne wurde vom Blockleiter mit seinem Namen aufgerufen und in Reihen zu vier Personen eingeordnet. Männer, Greise, Frauen und Kinder bildeten bald eine endlose lange Schlange, die in den Straßen wie ein brandendes Meer hin und herwogłe.

Überall sah man erstaunte und ängstliche Gesichter. Einige fragten: ,, Wie! Es soll eine Volkszählung statt­finden? Wozu? Aus der Statistik ist doch genau die Höhe der augenblicklichen Einwohnerzahl festzustellen? Wir sind doch alle in den Karteikarten eingetragen." Darauf der Nachbar: ,, Es ist heut' der 9. November. Vergessen Sie das nicht! Wenn wir nur nicht irgend­einer Willkür der Hakenkreuzler zum Opfer fallen!"

Eine andere Frau mischte sich in das Gespräch: ,, Ge­wiẞ! Sie wollen uns Angst einjagen, damit wir nicht zur Ruhe kommen. Ihr Haß kennt ja keine Grenzen." Sie lachte bitter auf.

Der erste stimmte zu. Zu unserer Erholung treten wir heute den Gang bestimmt nicht an. Etwas wird schon dahinter stecken. Aber was?!"

Kitty stand in der Nähe des Kreises, und die erreg­ten Stimmen dieses Meinungsaustausches trafen ihr Ohr. Sie trug den Kopf hoch, und die hellen Augen blickten starr über die Köpfe der Eifernden hinweg. Sie wollte nicht mit ins Gespräch gezogen werden.

Ja, sie schrien ihre Not hinaus. Ewig saß die Angst

245