würde ja den SS - Leuten ein willkommener Anlaß sein, eine recht harte zu verhängen. Und sie werden keinen Wert darauf legen, ob die Unschuldigen für die Schul­digen büßen müßten.

Bei der vorletzten Flucht zweier Männer wurde die Zuckerration gekürzt und vier Wochen völlige Licht­sperre angesetzt. Aber jetzt ist es Herbst, da trifft eine Sperre ganz entsetzlich.

Solche Flüchtlinge haben bestimmte Helfershelfer, die über falsche Papiere verfügen und die Leute ungese­hen über die Grenze bringen können. Sie werden erst irgendwo versteckt gehalten, dann auf einem Umweg in ein fremdes Land geschmuggelt. Vielleicht auch auf dem Luftwege? Niemand wird die Mädchen ausliefern, aber die Strafe müssen die Gefangenen fragen.

Der Altestenrat wurde verschiedene Male auf die Kommandantur beordert, und hinter verschlossenen Tü­ren sollen sich sehr aufregende Szenen abgespielt ha­ben.

Die Folge davon war eine sehr harte Verfügung von vier Wochen vollkommener Lichtsperre.

Die Spur der verschleppten Mädchen führte nach Prag . Das war vorauszusehen, da es Tschechinnen wa­ren. Die SS- Lagerkommandantur hatte sie trotz sorg­fältigsten Suchens nicht auffinden können. Jedermann freute sich über die gelungene Flucht der beiden Ge­fangenen.

Jetzt standen an den Brücken und Gehwegen außer­halb des Lagers doppelte Posten.

DER 9. NOVEMBER 1943

Wie ist dieser elende, entwürdigende Tag nur zu be­schreiben?

Es hieß in dem Tagesbefehl der SS - Kommandantur, daß alle Insassen Theresienstadts sich zum Zwecke einer Volkszählung außerhalb des Lagers am 9. Novem­

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