,, Peter, ich möchte dir sagen, daß ich von der hohen Ethik der christlichen Religion, wie sie heute auf mich gewirkt hat, hingerissen bin. Das sage ich als Jude."
,, Ja, Hans, es ist etwas ganz Gewaltiges um die Lehre unseres Heilandes. Er hatte nötig, diese Gebote als oberstes Gesetz seiner Lehre zu verkünden, denn die Menschen unserer Zeit sind leider weit vom Paradiese entfernt. Sie ersticken in Habgier, Neid und Laster."
,, Mein Dank an Gott ist groß, da er mir die Erkenntnis gab, die Wahrheit dieser sittlichen Lehre zu erfassen. Welch' eine herrliche Verheißung ist es, durch die Liebe zu Gott und seinen Nächsten das Himmelreich zu gewinnen."
,, Ich freue mich, Hans, für dich. Also fühlst du auch die hohe Gnade, welch' ein Gottesgeschenk den Menschen durch das Evangelium gemacht wurde."
,, Ja, Peter, diese Freude fühle ich vollkommen."
,, und dennoch haben sich die Menschen, die sich Nationalsozialisten nennen, von dieser göttlichen VerheiBung abgewendet. Sie haben ihr Seelenheil an einen Götzen verkauft. Bevor man sich aber in die Liebe zu Gott und dem Heiland versenken kann, heißt es im wahrsten Sinne des Wortes dienen. Wir müssen vorher die Schlacken unserer Seele abzustreifen suchen. Das Materielle, das unser Leben im Kampf ums Dasein ständig umgibt, zur Seite stellen und dem Geistigen mehr Raum zur Entwicklung lassen."
,, Peter, das ist das, was ich längst gefühlt habe und mich stets befleißigte, auch zu tun. Unser Leidensweg ist das Kreuz, das wir widerspruchslos auf uns nehmen müssen."
,, Ja, du hast es früher viele Male in unseren Gesprächen ausgedrückt, Hans. Wir beschreiten jetzt den inneren Weg zur Einkehr in unser Selbst. Unsere Leiden sind Schulung für ein höheres, geistiges Leben, vielleicht für die Vorstufe des Paradieses."
,, Der Mensch kann nicht wachsen, wenn er im Überfluß schwimmt, dann schlummert seine Seele. Wach
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