kaja gefunden hatte, erblickte sie die hohe Gstalt der Gesuchten sofort. Sie verfolgte mit kritischen Blicken die Übungen ihrer kleinen Tochter Sonja an den im Vier­eck gezogenen, hohen Quadrathölzern. Bei dem freudi­gen Ausruf Kittys drehte sich die schöne Russin herum und eilte der späten Besucherin mit ausgestreckten Händen einige Schritte entgegen. Sie hatte Frau Berg­ner sofort erkannt.

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, Welche Überraschung, daß ich Sie wiedersehe! Wie kommt es, daß Sie mich fanden?"

,, Durch die Zentralkartei", sagte sie.

,, Ich sah Sie verschiedene Male in dem, Bunten Abend'. Was für Aufführungen!"

,, Ja, nicht wahr? Wir bieten Gutes. Aber ich will nicht von mir reden. Was haben Sie in der langen Zeit ge­macht?"

,, Oh, vielerlei! Eine Menge Berufe bin ich durchge­gangen: Hilfsdienst, Schwester, in der Tischlerei war ich tätig, und jetzt bin ich in der Färberei."

,, Ich glaube, man gewöhnt sich an alles."

,, Die Arbeit ist die einzige Möglichkeit, sich zu erhal­ten, sonst würde uns der Gram umbringen."

Die Frauen traten an das kleine Bodenfenster und sahen in das Stück Nachthimmel hinaus.

,, Ja, das täte er wirklich", erwiderte Frau Lupiskaja, während ihre Blicke auf Sonja ruhten, die mit kindlich ernstem Gesicht weiterprobte, ohne sich stören zu lassen.

Kitty konnte das entfernt liegende Lager der Eheleute Anthony erkennen und hoffte, daß Helga sich noch zei­gen werde.

,, Wissen Sie, Frau Bergner, ich bin am Tage in der , Uniform beschäftigt", plauderte Frau Lupiskaja weiter. ,, Wir sind jetzt dabei, die Tarnkleidung der deutschen Wehrmacht für den kommenden Winter herzustellen. Kennen Sie das Verfahren?"

,, Es ist mir bekannt. Beim Vorübergehen an den Ba­racken, wo diese Arbeiten verrichtet werden, habe ich die Leute beobachtet, wie sie die fertigen Hüllen über

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