Jeden Morgen, wenn Kitty in den Betrieb eintrat, tauchte irgendwo Weininger auf.
"
, Wie haben Sie geschlafen, mein Goldkind?"
,, Danke der Nachfrage, Herr Ingenieur, sehr gut und ungestört."
Ein langer Schatten fiel durch die geöffnete Tür der Färberei. Ingenieur Ferner kam herein.
, Wollte mich von Ihnen, meine Damen, verabschieden. Mein Transportzug geht am morgigen Tage."
Viele Hände streckten sich ihm entgegen. Auch Kitty bot ihm die Hand. Er blieb vor ihr stehen.
,, Sie haben es also doch geleistet, trotz aller Träumerei."
Eine kurze Anerkennung nur, aber für Kitty wie ein Glockengeläut.
Der Ingenieur wollte sich zum Gehen wenden, da reichte ihm Kitty ein Paket.
,, Was ist das?"
,, Die Wäsche und der Anzug ihres kleinen Jungen." Mit großen Augen nahm Ferner das Paket in Empfang.
,, Wer hat Ihnen denn das Zeug gebracht?" fragte er erstaunt.
,, Der Kleine! Er war gestern hier und gab es mir." ,, Und Sie haben in der kurzen Zeit--?"
Kitty lächelte und sah den Ingenieur an.
,, Ich habe Kinder über alles lieb."
Der Ingenieur wandte sich ihr voll zu und streckte ihr die Hand noch einmal entgegen.
,, Ich habe Ihnen etwas abzubitten. In der Stunde des Scheidens will ich Ihnen meinen Dank für Ihre Leistungen nicht vorenthalten."
Er grüßte noch einmal und verließ die Färberei.
Es war Sonntagsgottesdienst.
Hunderte von Menschen füllten den kleinen zugigen Bodenraum. Wenn man nicht eine halbe Stunde vor Beginn des Gottesdienstes zugegen war, bekam man keinen Platz.
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