Ein runder Kopf, mit etwas angegrauten Haaren, zwei wasserblauen Augen, einer unmöglichen Nase, langen, ewig pendelnden Armen, dazu einem wiegenden Gang, dieses zusammengenommen war der zweite Ingenieur Weininger.

Aber seine Güte, seine Menschlichkeit schoben die Lächerlichkeiten seiner äußeren Person beim Näherken­nenlernen in den Hintergrund.

Innerlich war der Zweite ein Prachtkerl.

Ging Ferner davon aus, seine Angestellten zu quälen und ihnen das Leben recht schwer zu machen, so war Weininger das gerade Gegenteil von ihm. Immer suchte er zu vermitteln, auszugleichen.

Sein runder Kopf steckte sich durch die Tür der Fär­berei. Langsam kam das Bäuchlein und die übrigen Gliedmaßen nach. Ein infernalisches Gelächter schlug ihm entgegen.

,, Komm nur herein, Schürzenjäger, hier gibt's Theater. Unentgeltlich!" rief die Sachse, eine Berlinerin, die am Kessel stand und mit einem langen Stock das im Was­ser schwimmende Zeug umrührte. Der Dampf des hei­Ben Wassers umhüllte fast ganz ihre Gestalt.

Weininger bot einen Guten Tag" und nickte den Frauen an den langen Tischen freundlich zu. Eine jede hatte irgendein Kleidungsstück vor sich, das mit Seifen­wasser und Bürste bearbeitet und so gereinigt wurde. Sie schmunzelten alle und schienen recht vergnügt zu sein.

Auf einem kleinen Tisch standen viele Schachteln mit Farben. Frau Duka, die Leiterin der Färberei, war mit dem Auswählen der Farben beschäftigt. Sie rief jetzt scharf Frau Sachse zur Ordnung. ,, Fröhlichkeit ist gut, aber sie darf nicht ausarten."

Weininger frał zu Frau Duka und gab ihr die Hand. Sie zeigte ihm stolz die neuesten Resultate ihrer Färbekunst und wies ihm die gefärbten Leinenstücke vor. Sie waren größtenteils braun gefärbt und für die deutsche Wehrmacht bestimmt.

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