„Welcher Idiot hat Sie denn auf uns hier losgelassen? Sie sind das untüchtigste Geschöpf, das mir je begeg- net ist!“
Kitty blickte ratlos auf die zerrüttete Wolle, die nun wirklich in völliger Unordnung vor ihr lag.
Sie sagte nichts.
Einem Vorgesetzten durffe man nicht widersprechen, das konnte böse Folgen haben.
Die Frauen sahen auf Kitty. Sie konnten nur mühsam ihre Fassung bewahren und brachen, sobald der Inge- nieur brüsk sich umwandte und die Tür der Färberei hinter sich ins Schloß warf, in ein tobendes Gelächter aus. Frau Duka versteckte ihren Kopf wie gewöhnlich zwischen den Farben. Häufig genug gab Kitty auf ihrer neuen Arbeitsstätte, der Färberei, durch ihr zerstreuies und insichgekehrtes Wesen Anlaß zu groben Witzen und Gelächter.
Die einfachen aus allen möglichen Volksschichten stammenden Frauen wollten sich ausschütten vor Lachen.
Sie sagten:„Nun haben wir endlich einmal die nötige Abwechslung in dem ewigen Einerlei unserer Dreck- arbeit!“
Frau Duka, eine Tschechin und auch eine gebildete Dame, rügte zwar manches, ließ aber doch häufig diese schadenfrohe und mitunter sehr ins Gewöhnliche aus- artende Stimmung bestehen. Selbst ihr bereitete Kitty Spaß.
Hier wurde ein schlechtes Deutsch gesprochen und ganz ernsthaft für gut befunden. Hier wurden Aus- drücke gebraucht, deren Sinn und Bedeutung sehr zweideutig waren. Es war ein Milieu wie in einer Ha- fenkneipe obszöner Art.
An Kitty prallte dieser Umgangston ab.
Sie verstand ihn einfach nicht, auch war sie viel zu gleichgültig, um überhaupt darüber nachzudenken.
Selten beteiligte sie sich an den Unterhaltungen der Frauen, deren Gesprächsstoffe ihr fremd waren. Den- noch hielt sie auf eine kameradschaftliche Zusammen-
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