,, Schwester, reichen Sie mir bitte die Karteikarte von Frau Bergner herüber."

Er vertiefte sich in den Inhalt, über die Angaben der verschiedenen Krankheiten, die Kitly bereits durchge­macht hatte.

,, Sie brauchen unbedingt Milch zur Stärkung. Ich werde mit Ihrem behandelnden Arzt, Dr. Wolf, sprechen." Kitty blickte errötend zur Seite, da sie dauernd den Blick des Arztes auf sich ruhen fühlte.

,, Morgen erwarte ich Sie um dieselbe Zeit, es ist noch eine Kleinigkeit an Ihrem Zahnfleisch zu verbessern. Eine Vorbeugung wegen der Paradentose"

Nun war es Peter, der verlegen wurde.

Er sprach nicht ganz die Wahrheit. Eigentlich war an den Zähnen Kittys nichts mehr zu behandeln. Aber das Glück war bei Peter eingezogen, und so schnell wollte er es nicht wieder von sich lassen. Ruhig und wie von selber. Er hatte nichts dazu getan, als eine kleine Not­lüge begangen.

Kitty war am nächsten Tage gekommen und auch noch den darauf folgenden, um sich zu bedanken für die Milch, die Dr. Wolf ausgeschrieben hatte. Eine Aus­zeichnung, die eigentlich nur die Lungenkranken be­kamen. An der Tür seines Ordinationszimmers hielt er sie an, nahm ihre Hand und fragte mit eindringlicher Stimme: ,, Darf ich Sie zu einem gemeinsamen Spazier­gang auffordern?"

Unsicher und mädchenhaft kam die Antwort.

,, Ja, gewiß gern, aber eine gute Gesellschafterin bin ich nicht."

KITTY UND PETER

Auch in Theresienstadt blühte der Sommer 1943. Zwar nicht in seinem bekannten bunten Farbenspiel des leuchtenden Blumenschmucks und saftigen Grüns der Wiesen wie in anderen Städten, aber doch immer­hin so lieblich, daß die ermatteten Seelen Erquickung

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