,, So, dann danke ich Ihnen sehr, gnädige Frau. Ubri­gens vergaß ich, mich Ihnen vorzustellen: Vagas, Peter Vagas." Er zog abermals den Hut, verbeugte sich und verschwand mit elastischen Schritten.

Kittys Gedanken bekamen dadurch eine andere Richtung. Dann betrat sie die Schwelle ihres Zimmers. Zu ihrer Überraschung sak wahrhaftig Helga auf einem Stuhl und wartete schon auf sie. Bei ihrem Kom­men sprang sie empor.

,, Endlich, wo warst du denn, mir wurde die Zeit zu lang?"

,, Eben begrüßte mich Dr. Vagas. Er läßt dich bitten, zu ihm in seine Sprechstunde zu kommen."

,, Schön, recht gern! Und was hat dich abgehalten heute Abend?"

,, Ich komme direkt aus einer Varietévorstellung. Ich sage dir, es waren ganz vorzügliche Künstler, und zu meiner Überraschung fand ich endlich auch Frau Lupi­skaja mit ihrer Tochter Sonja. Du weißt ja, die schöne Russin, von der ich dir erzählt habe. Ich lernte sie auf der Herfahrt nach Theresienstadt im Abteil kennen."

,, Weißt du", wechselte Helga das Gespräch ,,, daß mor­gen die neue Kartoffelschälmaschine ausprobiert wer­den soll? Herr Krauth sprach mit mir davon. Vielleicht werden bald alle Schälerinnen überflüssig sein, und wir werden eine andere Arbeit beginnen müssen."

,, Beruhige dich, ganz ohne Menschenhände geht diese Arbeit nun wohl doch nicht. Die Augen der Kartoffeln müssen doch ausgestochen werden?"

,, Ja, gewiß, aber vermutlich werden dazu nur die ganz alten Frauen eingesetzt werden."

Helga war eine liebe Kameradin mit wirklicher Opfer­bereitschaft, aber Nachdenken war nicht ihre Sache. Zwar hatte sie mitunter drollige Einfälle, jedoch inter­essantere und ernstere Gedanken flossen ihr selten zu, daher wunderte sich Kitty, als Helga erklärte, sie hätte ihr etwas sehr Wichtiges und Ernstes mitzuteilen. Trotzdem sie zum Umfallen müde war, im Gegensatz

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