wenn ein ganzer Urwald erwachte. Viele Tierstimmen wurden zu einem meisterhaften Zusammenspiel gebracht. Nachdem diese Nummer unter brausendem Applaus beendet war, kam Frau Lupiskaja heraus und verneigte sich.
Heute stand man nicht beim Nachschub an. Lieber ging man hungrig ins Bett, als diese Vorträge zu missen. Den Schluß machten drei lustige Gesellen durch drollige akrobatische Künste.
Auch Kitty hatte dieser Vorstellung beigewohnt und war ganz überrascht, Frau Lupiskaja und ihre kleine Tochfer wiederzufinden. Leider war es die höchste Zeit, nach Hause zu eilen, daher beschloß Kitty, die Adresse der Frau Lupiskaja sich von der Freizeitgestaltung zu holen. So schnell sie konnte, strebte sie ihrer Behausung zu.
Ein ziemlich heftiger Wind hatte eingesetzt und durchschüttelte sie, so daß sie fror.
Rötlich violette Streifen zeigten sich am milchigen Himmel vom Abglanz der untergegangenen Sonne. Eine Gruppe von Kindern kam ihr mit einer Führerin entgegen. Es waren tschechische Kleine darunter, man sah es gleich an dem besseren Aussehen. Ja, dachte Kitty bitter, ihr bekommt Pakete über Pakete, doch die armen, reichsdeutschen Kinder erhalten wenige oder gar keine Sendungen.
Auch Kitty hatte erst ein einziges Päckchen von Elisabeth erhalten. Aber wie sehr hatte sie sich schon mit der Handschrift ihrer Schwester bei deren Betrachtung gefreut. Gott sei Dank, sie lebte und hatte an sie gedacht.
Auf ihrem Nachhauseweg kam ihr ein wirklicher Widerwille gegen das Weiterleben. Sie sah keinen Ausweg mehr aus dem schauerlichen Labyrinth der Gefangenschaft. Gleich einem Tier lag sie auf der Erde und konnte nachts nicht einmal ihre Beine ausstrecken, wurde geplagt von Wanzen, Flöhen und Ratten, die sich neuerdings sehr stark bemerkbar machten. Das
157


