dünne, weiße Bluse und einen kurzen, geblümten Rock an, dazu ein rotes Tuch um den Kopf geschlungen und an den bloßen Beinen ein paar derbe Schuhe.

Dann begann sie mit einem urkomischen, drolligen Gesichtchen den Tanz. Sie gestaltete ihn so, als schnitte sie Heu, binde dieses in Garben und müsse sich er­schöpft von der schweren Arbeit den Schweiß abwi­schen. Ihre Augen richteten sich dabei nach dem Him­mel, als wenn die sengenden Strahlen der Sonne nicht mehr auszuhalten wären.

Die Musik dazu gab ein junger Mann auf einer Zieh­harmonika.

Nach Beendigung des Tanzes wollte der Beifall kein Ende nehmen. Sonja trat ab und kam im nächsten Augenblick zurück als Blume.

,, Die Margaretenblume" verkündete sie mit hellem Stimmchen.

Ja, habt ihr so was Liebliches überhaupt schon einmal gesehen? Ein auf feinem Draht gespanntes, faltiges Tellerchen aus Seide umspannte das mit weißer Seide bedeckte Leibchen, gelbes Käppchen aus Draht mit un­zähligen, kleinen gelben Perlen besetzt, saß auf den blonden Locken. An den Füßen hatte sie gelbe Atlas­schuhe. Sonst nichts.

Soviel Anmut mit reizender Drollerie gemischt, hatte man wirklich noch nicht gesehen. Die feine Spitzenkunst der Füßchen verriet die formvollendete Schule des rus­ sischen Balletts unter Anna Pawlowas Truppe, mit der Sonja schon als Kind Ägypten , Indien , die Südsee, Au­ stralien , Amerika und London bereist hatte. Selbstver­ständlich immer in Begleitung der Mutter. In London war sie zur ersten Solotänzerin aufgerückt, und die Bühnen des In- und Auslandes rissen sich um sie.

Als Sonja in London die Hauptrolle gespielt hatte, kamen die Direktoren auch aus anderen Berufszweigen zu ihr und zwar aus der Porzellanmanufaktur. Sie alle wollten das zierliche Figürchen Sonjas als Kunstpro­dukt verewigen. Zum Schluß sollte Deutschland , das

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