Dann trat aber ein Ereignis ein, das schnell alle voreiligen Zukunftshoffnungen zerstörte.
In der Kanzlei der Lagerkommandantur war ein Zigarettendiebstahl aufgedeckt worden. Schon lange hatte man das Fehlen vieler Schachteln bemerkt. Der Diebstahl mußte in den Nachmittagsstunden verübt worden sein, in denen die Kanzlei wenig aufgesucht wurde. Da mußte jemand mit einem tiefen Griff in die Kiste der Zigarettenschachteln Dutzende daraus entwendet haben. Die Untersuchung lenkte den Verdacht auf einen jungen Mann, der wegen seiner körperlichen Schwäche in der Kanzlei der Lagerkommandantur leichten Dienst als Bote tat. Er wohnte in der Dresdner Kaserne.
Nach einer Kontrolle durch die SS- Lagerkommandantur war diese einem groß angelegten Zigarettenschmuggel auf die Spur gekommen.
Die Aufregung unter der Bevölkerung war ins Unermeßliche gestiegen, als das Gerücht bekannt wurde. Es verstärkte sich noch durch die Tatsache, daß ein Taschenkalender gefunden wurde, worin alle Namen von Abnehmern der Zigaretten verzeichnet waren.
Der junge Mann war tatsächlich der Täter.
Die enger Beteiligten lebten in Todesangst, und ihre Frauen weinten sich die Augen aus.
Die Vernünftigen suchten die Aufregung einzudämmen und mahnten zur Vorsicht, indem sie die Angstlichen darauf hinwiesen, sich durch ihr Benehmen nicht selbt zu verraten. Sie sagten:„, Wie leicht trifft euch der Verdacht der Teilnahme, wenn ihr wie der leibhaftige Tod einhergeht."
Diese Leute ließen den Türdrücker von den Zimmern ihrer Frauen nicht mehr aus den Händen. Es war ein ewiges Kommen und Gehen.
Gewiß war es jedem, daß Opfer fallen würden, wenn der Lagerkommandant die Namen der Beteiligten erführe.
Wehe den Armen, die gefaßt würden: Sie würden erschossen!
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