Ungeheurer Jubel wurde dadurch ausgelöst und ver­setzte die Gefangenen in eine fieberhafte Erregung. Zwar nach außenhin durften sie diese um Gotteswillen nicht zeigen. Und ihre Freude mußten sie sehr sorgfä!- tig verbergen.

Auch von den Tschechen wurden Meldungen gebracht, wonach die Russen einen Vorsprung gewonnen haben sollten.

Leider war immer noch keine Post für Kitty ange­kommen. Sie hätte so gern irgendeine Bestätigung die­ser Nachrichten gehört.

Mit Angst dachte sie daran, daß eventuell Bomben­überfälle ihre Heimat bedrohten, und das beängstigende Dunkel, worin sie Tag für Tag leben mußte, verstärkte natürlich ihre Angst.

Niemand wußte, was der plötzliche Friedensschluß Italiens bedeutete, ob man darin eine Wendung zum besseren sehen könnte, oder ob die Wirkung eine nach­teilige für die Gefangenen sei.

Auch war man über die Wahrheit der im Umlauf be­findlichen Gerüchte nie sicher. Natürlich wurde in The­resienstadt von nichts anderem gesprochen. Es war das ewige Gespräch bei der Arbeit bis zum Schlafengehen. Das Für und Wider der Ansichten über diese Abson­derung Italiens von seinen Verbündeten machte sich in allen möglichen Vermutungen Luft.

Viele erblickten darin den baldigen Friedensschluß Deutschlands mit den Westmächten und die sich daran anschließende Erlösung aus der Gefangenschaft.

Das klang zu schön, um wahr zu sein.

Aber die Hoffnung war in ungeahnter Stärke empor­geschnellt.

Die Vorsichtigen mahnten, keine falschen Hoffnungen zu nähren und riefen: ,, Seht euch doch die Hakenkreuz­fahnen an, solange die da draußen im Winde wehen und ihr das Symbol vor Augen habt, bleibt alles Wunsch und Traum. Seid doch keine Narren!"

Aber sie wurden trotzdem ausgelacht.

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