walt des neuen Lagerkommandanten Heindel ihr Leben fristen mußten, dauernd unter der Knute einer schlim­men Gewaltmaßnahme stehend, denn wenn einer ein kleines Vergehen beging, mußten alle Bewohner There­sienstadts mitbüßen, in dieser Stadt, wo der Tod dau­ernd seine reichliche Ernte hielt, zog ebenfalls der lieb­liche Frühlingsbote ein.

Es sei hier eine merkwürdige Tatsache festgehalten. Je mehr sich der Frühling in seiner Blüte entfaltete, um so mehr stieg das Sterben der Einwohner an. Die Sterb­lichkeitsziffer verzeichnete hauptsächlich den Tod der Männer, welche ihre körperliche Stabilität früher ver­loren als die Frauen.

Zuerst nur geringe Anzeichen einer körperlichen Schwäche, Depressionen, gar nicht einmal so etwas Ernstes, aber die Seele ist zermürbt.

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Innerliches Grauen, Angst vor der Zukunft, Sorge um die fernen Angehörigen wer zählt die ganze Summe auf, welche die seelische Last zur Zentnerschwere anwachsen läßt.

Genug! Der Mann legt sich plötzlich und steht nicht mehr auf. Erst Heißhunger, dann Appetitlosigkeit, und aus ist es.

Wird jemand auf diese Art krank, ist er verloren. Zwar sind Ärzte da, Krankenhäuser, Pflegepersonal, die wirklich aufopfernd ihre Pflicht erfüllen und immer bemüht sind, das Leben der Kranken zu erhalten.

Aber die Hauptsache fehlt: Trost, Rettung, Hilfe für die kranke Seele, die Heimweh hat nach der verlasse­nen Heimat und den verlorenen Angehörigen, die irgend­wo, vielleicht in anderen Konzentrationslägern, verstreut sind.

Unter den Bäumen der Hauptstraße eilte Kitty dahin. Es war wieder ein herrlicher Tag heute und doppelt zu würdigen, weil nach einer neuen Verordnung des Lagerkommandanten ein Teil der Bastei für die Bevölke­rung Theresienstadts freigegeben wurde.

Dadurch war das Bedrückende und Einengende des

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