Kittys liebreizendes Wesen hatte ihr außer der jungen Frankfurterin Frau Helga Arnstein keine Freundinnen weiter eingetragen.

Im Gegenteil! Sie hatte einen sehr schweren Stand unter den durchweg älteren Frauen. Manche arbeiteten im Hausdienst und erhielten dadurch ein solches Über­gewicht, daẞ sie zu wahren Tyranninnen wurden.

So waren zum Beispiel alle Arbeiterinnen des Außen­dienstes vom Hausdienst befreit und nur verpflichtet, ihre Lagerstätte und den darunter liegenden Platz sau­ber zu halten.

Die Küchengewaltige aber verlangte trotzdem von Kitty die Reinigung des gesamten Zimmers, sobald sie eine Freistunde hatte; mit der Drohung, sonst flöge ihr Topf vom Herd, wenn sie sich einmal ihr Essen wärmen wollte.

Was sollte Kitty tun?

Des lieben Friedens willen säuberte sie nun jede Woche einmal durch eine Generalreinigung das ganze Zimmer, schob Kisten und Kasten vom Fleck, zog die Koffer unter den Betten hervor und hantierte eifrig mit heißem Wasser, Soda und Seifenpulver.

Meine Klamotten laß nur stehen, Kleene. Da findst du nich durch zwischen mang, aber scheen ist's, dat vastehste gut."

,, Aber, Frau Knoop, gerade Ihnen hätte ich gern ihre Arbeit abgenommen und einmal gründlich unter ihrer Lagerstätte sauber gemacht."

,, Nee, nee, Kleene! Da is nischt zu machen. Jesagt ist jesagt."

Frau Knoop mußte man schon ihren Willen fun, sonst setzte ein heiliges Donnerwetter ein.

Nun war es Mai.

In dieser Stadt, wo die Gefangenen innerhalb von sechs Längsstraßen und neun Querstraßen unter der Ge­

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