Professor Ulitzsch, von dem ich das Material meines Vortrages erhalten habe."

So fing eine Hetzkampagne an. Sie hielt Kitty monate­lang in Atem. Niemand wußte etwas, niemand wollte verantwortlich sein. Auf der Kriminalpolizei fragte man Kitty, ob sie noch immer nicht wüßte, wo sie sich be­fände, und was sie hier vorstelle.

Ja, gewiß! Sie sei in Theresienstadt und eine Gefangene. Nun also! Warum sich dann noch wundern. Es sei doch ganz natürlich, daß neben der Beschlagnahme der ma­teriellen Güter auch die geistigen Güter dieser unter­lägen, und das sei eben bei ihr der Fall. Nein, man solle sich nicht wundern, sondern ganz ruhig und still sein.

Was bedeutet denn der Verlust einiger geistiger Güter? Darüber kann man nur lachen. Den Dingen ihren Lauf lassen und wieder von vorne beginnen.

In der Natur haben wir hundert Beispiele, wie uns die winzigsten Lebewesen überlegen sind. Zerstört man einer Spinne das Netz, so sitzt sie eine Weile still, söhnt sich mit der Tatsache aus und beginnt sofort aufs neue, solch ein Kunstwerk zu schaffen.

Kitty mußte leider liegen. Ihr Zustand hatte sich wie­der verschlimmert. Die Herzschwäche machte sich sehr unangenehm bemerkbar.

Ihr ging es eben nicht besser als allen anderen Frauen ringsherum, aber schließlich siegte doch ihr eiserner Wille, wieder gesund zu werden. Sie wollte unter keinen Umständen sterben und stemmte sich mit aller Willens­kraft, die ihr zur Verfügung stand, gegen die Unbill der Krankheit. Vor allem aber haßte sie die Engigkeit ihres Zimmers. Sie sann dauernd darüber nach, wie sie dem Übel abhelfen könnte.

Wahre Herden von Wanzen wanderten des Nachts über die Betten und Kopfkissen der Schlafenden. Auch an den Wänden liefen sie scharenweise herum, und von den Decken ließen sie sich wie Sturzkampfflieger her­abfallen, verfingen sich in den Haaren, Nasenlöchern und Ohren. Dazwischen sprangen lustig die Flöhe herum, sie

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