lerische Vereinigung durch einen Zusammenschluß be­gabter Leute aus den verschiedensten Ländern und aus Deutschland gebildet. Es waren auch sehr namhafte Künstler unter diesem Ensemble, das Professor Ulitzsch leitete. Er verstand die Künstler und Künstlerinnen so zusammenzufügen zu einem Kreis, daß den armen, geplagten Gefangenen in ihren Vorträgen und Kon­zerten erste künstlerische Leistungen geboten werden konnten.

Im Winter fanden diese Veranstaltungen in den Block­häusern und Krankenstuben oder auf den Böden der Kasernen statt. Im Sommer jedoch unter freiem Himmel in den Höfen.

Bei einem dieser Konzerte sang im Laufe des Pro­gramms eine Frau Casparius ein reizendes, schelmisches Liedchen von der ,, Dummen Jungfer Liese". Ganz fas­sungslos vor Erstaunen hatte Kitty das Lied mit ange­hört. Sie erkannte in dem Vortragsstück ihr geistiges Eigentum. Es war eine Einlage aus dem Märchen ,, Prin­zessin Tausendschön", welches sich als Manuskript ne­ben anderen Dichtungen in dem verschwundenen Kof­fer befunden hatte.

Kitty war unbemerkt hinaus auf den Flur geschlüpft., Als die Sängerin ihren Vortrag beendete und den Saal verließ, trat ihr Kitty entgegen.

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, Woher haben Sie das Lied, welches Sie soeben zu­letzt sangen, gnädige Frau?"

"

, Woher? Es wird allgemein gesungen in Berlin . Ich kenne es durch meine Tante aus Köln ."

,, Das ist unmöglich; es ist ein von mir verfaßtes Ge­dicht mit der Vertonung meines verstorbenen Mannes und wird als Einlage in einem Märchen von spielenden Kindern auf einer Wiese gesungen. Das Lied kann nie­mand kennen. Es lag in meinem Koffer, der mir gestoh­len wurde."

Mit großen Augen hörte Frau Casparius zu und zuckte bedauernd die Achseln.

,, Ja, da weiß ich Ihnen keinen Rat, oder gehen Sie zu

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